Essay: Niklas Jung
Paternalistisches Design? – Wenn Nudging sozial wird
JAN 2025
Spätestens seit der Veröffentlichung des Buches „Nudge: Improving decisions about health, wealth, and happiness“ von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein aus dem Jahr 2008 ist das Konzept der Nudges für viele Disziplinen von Interesse. Dabei behandeln nicht nur Verhaltenswissenschaftler:innen, Ökonom:innen, Marketingspezialist:innen und Designer:innen das Thema, sondern auch die Philosophie beschäftigt sich zunehmend mit Nudges und ihrer alltäglichen Anwendung. Dahingehend soll im Folgenden überlegt werden, inwiefern Behavioral Design, insbesondere das Design für den öffentlichen Raum, als eine Form des Nudgings verstanden werden kann. Schließlich prägen Designer:innen durch solche Gestaltungsansätze den Alltag vieler Menschen. Deswegen sollte auch reflektiert werden, welche ethischen Implikationen das Handeln von Gestalter:innen in diesem Kontext mit sich bringt. Denn es stellt sich die Frage, ob Nudges paternalistisch sind und, wenn ja, welche Rechtfertigungen es für sie geben könnte.
Was ist Nudging?
Der Begriff „Nudge“ wurde spätestens 2008 durch das gleichnamige Buch von Verhaltensökonom Richard H. Thaler und Rechtswissenschaftler Cass R. Sunstein bekannt. Sie beschreiben, wie man durch einfache Modifikationen in der „choice architecture“ die Entscheidungen von Gruppen beeinflussen kann (Clavien, 2018, S. 366–382). Diejenigen, welche die Nudges einsetzen, also die Nudgenden, können Politiker:innen, Unternehmer:innen, Städteplaner:innen, aber eben auch Designer:innen sein. Nudges werden eingesetzt, um eine betroffene Zielgruppe in eine beabsichtigte Richtung zu ‚schubsen‘, das heißt zu nudgen. Das wird durch sogenannte „soft interventions“ oder durch leichte Anreize gewährleistet (Clavien, 2018, S. 366). Die Anreize sollten nicht zu hoch sein und die vorangegangenen Optionen sollten nach der Intervention durch das Nudging noch gewährleistet sein. Folglich werden keine konkreten Verbote durch Nudges ausgedrückt. Darüber hinaus sollte es möglich sein, sich den Nudges gegenüber renitent zu verhalten. Es ginge nicht darum, dass man neue Ziele bei den Betroffenen, den Genudgten, formulieren möchte. Viel eher sei es die Aufgabe, die Betroffenen bei ihren eigentlichen Zielen zu unterstützen. Nudges sollen einer Entscheidungsschwäche oder psychologischen Voreingenommenheit entgegenwirken und diese schwächen (vgl. Samuli, Kuorikoski, Ehrig, Katsikopoulos, 2018, S. 99). Die Betroffenen sollen zu einer Entscheidung geführt werden, mit welcher sie zufrieden sind, und das Wohlbefinden der Menschen soll durch diese Interventionen gesteigert werden. Clavien skizziert ein treffendes Beispiel zur Veranschaulichung von Nudges. Ein Unternehmen könnte anstelle von gewöhnlichen grauen Treppenstufen besser leuchtend bunte verwenden, um die Leute dazu zu bringen, häufiger die Treppen zu nutzen als mit dem Fahrstuhl zu fahren (vgl. Clavien, 2018, S. 366).
Yashar Saghai hält zu der Definition nach Thaler und Sunstein passend fest: „A nudges B when A makes it more likely that B will φ, by triggering B’s automatic cognitive processes, while preserving B’s freedom of choice.“ (Saghai, 2013, S. 487). Saghai erwähnt hier einen wichtigen Punkt für die Funktion und Definition von Nudges. Er spricht die automatischen kognitiven Prozesse an, durch welche die Beeinflussung erfolgt. Thaler und Sunstein unterscheiden zwischen zwei verschiedenen Systemen, nach welchen Entscheidungen getroffen werden (vgl. Thaler & Cass, 2008, S. 20). Erstens gebe es eine automatische, unkontrollierte, schnelle sowie unbewusste Form der Entscheidungsfindung. Zweitens werden Entscheidungen durch ein reflektierendes, kontrolliertes, langsames und bewusstes System getroffen. Thaler und Sunstein nehmen an, dass Nudges das erste System, also die automatischen Prozesse, betreffen (vgl. Clavien, 2018, S. 366). Wenn der Genudgte jedoch nicht über seine Entscheidung nachdenkt, falls die Prozesse schnell und automatisch ablaufen, stellt sich die Frage: Führt dies zu einer Form der Fremdsteuerung durch den Nudgenden? In diesem Fall wäre anzuzweifeln, ob noch von einer Entscheidungsfreiheit gesprochen werden kann. Saghai kritisiert ebenfalls, dass es unklar wäre, was Thaler und Sunstein meinen, wenn sie davon sprechen, dass es möglich sein sollte, sich Nudges gegenüber renitent zu verhalten. Aus diesen Gründen besteht nun die Frage, ob es sich hierbei um eine angemessene Definition von Nudging handelt. Deshalb stellt Saghai eine verbesserte Definition von Nudging auf, welche nun kurz erklärt werden soll.
Verlust der Entscheidungsfreiheit?
Saghai möchte mit seiner verbesserten Definition des Nudgings erklären, was es heißt, dass die Entscheidungsfreiheit bewahrt wird. Dafür stellt er eine notwendige und eine hinreichende Bedingung auf. Er erklärt auch, was es bedeuten würde, einem Nudge zu widerstehen, indem man sich renitent verhält. Seine Argumente sollen nun kurz skizziert werden, um die resultierende Definition des Nudgings im weiteren Verlaufe dieses Beitrags zu verwenden.
Saghai übernimmt von Thaler und Sunstein, dass sich Nudges immer nur auf unsere oberflächlichen kognitiven Prozesse beziehen und nicht den Anspruch erheben, tiefe Überzeugungen in uns zu verändern (vgl. Saghai, 2013, S. 487). Saghai stellt auch fest, dass man immer aus einer begrenzten Anzahl an Optionen Entscheidungen trifft (vgl. Saghai, 2013, S. 488). Diese Optionen müssten nun erhalten bleiben, wenn man die Entscheidungsfreiheit gewährleisten möchte. In diesem Fall stellen die Kriterien notwendige Bedingungen dar, sind aber noch nicht ausreichend, um die Entscheidungsfreiheit zu garantieren. Darüber hinaus stellt er eine hinreichende Bedingung auf und definiert das, was er „substantially noncontroling“ nennt: „The Substantial Noncontrol Condition. A’s influence to get B to φ is substantially noncontrolling when B could easily not φ if she did not want to φ“ (Saghai, 2013, S. 488).
Gemäß dieser Kondition dürfen Nudges nicht wesentlich kontrollierend sein, müssen also leicht widerstehbar sein. Nun muss erklärt werden, was es bedeutet, dass etwas leicht widerstehbar ist. Saghai definiert die leichte Widerstandsfähigkeit wie folgt: „A’s influence is easily resistible if B is able to effortlessly oppose the pressure to get her to φ if she does not want to φ“ (Saghai, 2013, S. 489). Die Anstrengung, welche aufgebracht werden muss, um dem Nudge zu widerstehen, müsse minimal gehalten werden. Diese Anstrengung sei subjektiv und somit immer abhängig von der Personengruppe. Deshalb müsse der Nudge immer in Bezug auf eine bestimmte Personengruppe konzipiert werden, um die leichte Widerstandsfähigkeit gewährleisten zu können.
Es lässt sich also festhalten, dass grundsätzlich jemand mit Hilfe des Nudges eine andere Person dazu bewegen möchte, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Der Nudge betrifft oberflächliche kognitive Prozesse und muss alle ursprünglichen Optionen erhalten. Darüber hinaus darf der Nudge nicht wesentlich kontrollierend sein, um die Entscheidungsfreiheit nicht einzuschränken. Diese Definition legt nun für den weiteren Text das fest, was unter Nudging zu verstehen ist. Bevor sich dem Behavioral Design gewidmet wird, wird vorbereitend eine wichtige Eigenschaft des Designs vorgestellt: der Plurifunktionalismus.
Plurifunktionalismus
Im Zuge seiner Definition des Designs in „Design. Eine philosophische Analyse“ stellt Daniel Martin Feige fest, dass es sowohl „interne“, als auch „externe“ Funktionen von Designgegenständen gibt, welche auf einen Plurifunktionalismus hinauslaufen (vgl. Feige 2018, S. 140). Diese Analyse wird später auch noch eine Rolle bei dem Vergleich zwischen Nudges und Behavioral Design spielen, weshalb diese Unterscheidung hier dargestellt werden soll.
Ein Stuhl ist dadurch ein Stuhl, dass er zum Sitzen da ist. Wenn dieser Stuhl nun jedoch als Ablage für Wäsche oder ähnliches verwendet wird, ändert dies nichts an seiner eigentlichen Funktion und er wird auch zu keinem neuen Designgegenstand. Nach Feige muss man somit zwischen konstitutiven, das heißt den internen Funktionen, und den externen Funktionen unterscheiden, welche der Designgegenstand darüber hinaus erfüllt. Die interne Funktion des Stuhles besteht darin, dass er zum Sitzen designt wurde. Die externe Funktion zeigt sich dadurch, dass der Stuhl auch für andere Zwecke verwendet werden kann, wie zum Beispiel als Wäscheablage oder als Leiter. Obwohl man den Stuhl so verwenden kann, bedeutet dies nicht, dass er in dem Moment eine Leiter ist. Er bleibt ein Stuhl, welcher zweckentfremdet wurde (vgl. Feige, 2018, S. 141). Darüber hinaus unterteilt Feige die externen Funktionen noch in solche, die abhängig vom Gegenstand sind und in die, welche unabhängig von diesem sind (vgl. Feige, 2018, S. 141). Ein Stuhl kann entweder dazu genutzt werden, Reichtum zu demonstrieren, oder er dient schlicht als Ablagefläche für Kleidung. Im ersten Fall handelt es sich um eine externe Funktion, welche abhängig vom jeweiligen Gegenstand ist. Der Stuhl muss teuer sein und sollte deshalb nicht von Ikea sein, da Ikea nicht für teure Möbel bekannt ist. Um Reichtum ausdrücken zu können, muss ein teurer Stuhl verwendet werden, welcher nicht mit einem günstigeren Modell getauscht werden könne. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um eine externe Funktion, welche unabhängig von dem Stuhl an sich ist. So ist es egal, ob die Wäsche auf einem teuren oder günstigen, alten oder neuen, schwarzen oder weißen Stuhl liegt. Dies macht den Stuhl in diesem Fall unabhängig und austauschbar. Aufgrund dieser Manifestation verschiedener Funktionen eines Designgegenstandes spricht Feige hierbei vom sogenannten Plurifunktionalismus (vgl. Feige, 2018, S. 142).
Der Plurifunktionalismus wird nachfolgend auch bei Behavioral Design angewendet werden. Es wird aufgezeigt, was unter Behavioral Design zu verstehen ist und welche verschiedenen Arten man unterscheiden kann. Diese Ausführungen sollen die Verbindung zu Nudges verdeutlichen und darüber hinaus ein vertieftes Verständnis für das alltägliche Design fördern.
Behavioral Design
Karl de Fine Licht stellt in seinem Text dar, was unter Behavioral Design zu verstehen ist. Nach de Fine gilt etwas als Behavioral Design, wenn eine Partei A mithilfe von Designgegenständen versucht oder es schafft, ein Ergebnis O zu realisieren. Dabei wird das Verhalten einer Gruppe durch das Design M beeinflusst, um O zu garantieren (vgl. de Fine Licht 2023, S. 334). Dies könne sowohl intentional als auch nicht intentional ablaufen und zu einem inkludierenden oder exkludierenden Ergebnis führen. Diese einleitende Definition stellt den Ausgangspunkt für das Behavioral Design dar und wird nun von de Fine weiter in verschiedene Kategorien untergliedert. Auf der ersten Ebene könne eine grundlegende Unterscheidung zwischen Design gemacht werden, welches entweder offensiv oder defensiv eingesetzt wird. Als Defensive Design gilt etwas, wenn mithilfe des Designs ein bestimmtes Verhalten einer Gruppe verhindert wird. Im Gegenteil dazu definiert de Fine Offensive Design als das, was ein bestimmtes Verhalten einer Gruppe ermöglichen soll. Beide dieser konträren Arten kommen in verschiedenen Intensitäten vor, so de Fine (vgl. de Fine Licht 2023, S. 334 f.). Auch können sie in weitere Unterkategorien unterteilt werden. So wird etwas als Hostile Design verstanden, wenn das Ziel mithilfe von Einschüchterung und der damit einhergehenden Inkaufnahme einer Androhung von Schaden oder anderen negativen Konsequenzen erreicht wird. Kontrastierend dazu versteht man etwas als Friendly Design, wenn das Ziel mit der Aussicht auf eine Belohnung verbunden wir (vgl. de Fine Licht 2023, S. 336.). Abschließend kann ein Design auch als disziplinierend oder als entgegenkommend verstanden werden. Das Disciplinary Design beläuft sich dabei darauf, dass eine neue Motivation geschaffen werden soll, um ein gewisses Ergebnis zu erreichen. Auf der anderen Seite soll das Accomodating Design die bereits vorhandenen Motivationen fördern und somit Personen in den vorhandenen Zielen bestärken (vgl. de Fine Licht 2023, S. 338).
Behavioral Design als Nudging
De Fine Licht selbst inkludiert zwei passende Beispiele in seinem Text von 2023. So stellen die Talk Bench und der Red Rose Carpet zwei Beispiele des Behavioral Designs dar, welche als offensives und freundliches Design gewertet werden würden. Durch ein an der Bank montiertes Schild werden die Menschen dazu motiviert an sozialen Interaktionen teilzunehmen. Der Teppich soll besonders Frauen dazu einladen, sich in einem bestimmten Bereich aufzuhalten, um dort in soziale Interaktionen zu treten (vgl. de Fine Licht, 2023, S. 337). In beiden Fällen würde es sich, je nach ursprünglicher Haltung der betroffenen Personen, um Disciplinary oder Accomodating Design handeln. Da in beiden Fällen alle ursprünglichen Optionen offengehalten werden und es darüber hinaus leicht ist, sich dem durch die Bank oder den Teppich realisierten Angebot zu widersetzen, handelt es sich um einen Nudge. Man ist nicht wesentlich kontrolliert und auch werden keine tiefen Überzeugungen verändert. Im Falle des roten Teppichs handelt es sich außerdem nur dann um Friendly Design, wenn es auf eine weibliche Personengruppe bezogen wird. Jedoch handelt es sich um Hostile Design, insofern es auf eine männliche Gruppe bezogen wird (vgl. de Fine Licht, 2023., S. 337). Je nachdem aus welchem Blickwinkel derselbe Designgegenstand betrachtet wird, kann dieser verschieden aufgefasst werden und somit auch definitorisch anders benannt werden. Hier lässt sich nun auch gut ein Vergleich, zu dem durch Feige entwickelten Plurifunktionalismus ziehen, welcher solche externen Funktionen miteinbezieht. Auch ist es bei der ethischen Debatte des Nudging ein häufig genanntes Thema, da Nudges auch unvorhergesehene Ergebnisse hervorrufen können (vgl. Grüne-Yanoff , 2012, S. 635–645, S. 637). Genau dies ist der Fall beim Beispiel des Red Rose Carpet.
Teppich der Roten Rose, Rosengård, Malmö,
Fotografin Åsa Svensson
Eine weitere Verbindung zwischen Behavioral Design und Nudging findet sich bei einem Mülleimer, auf dem der Slogan „Pfand elegant an den Rand“ aufgedruckt ist. Der Satz und die daraus resultierenden Sprechakte lassen sich nach John R. Searle folgendermaßen rekonstruieren: Auf der ersten Ebene, der sekundären illokutionären Handlung, wie Searle sie nennt, bedeutet der Satz, dass es möglich ist, Pfand neben den Mülleimer zu stellen (vgl. Searle, 2019, S. 54). Hierbei wurde ein Assertiv, also eine Behauptung verwendet, oder und das ist vielleicht wahrscheinlicher, es wurde als Deklarativ formuliert. Ein Deklarativ nach Searle besteht darin, einen propositionalen Gehalt zur Realität werden zu lassen. So wird durch den Satz „Pfand elegant an den Rand“ erlaubt, Pfand neben den Mülleimer zu stellen. Auf der zweiten Ebene, der primären illokutionären Handlung, handelt es sich um einen indirekten Direktiv (vgl. Searle, 2019, S. 55). Also der Aufforderung, Pfand auch tatsächlich dorthin zu stellen. Diese primäre Funktion ist hier impliziert, also nur indirekt zu verstehen, während die sekundäre explizit zu verstehen ist. Jedoch kann ein Verbraucher durch solch ein Direktiv eben nur aufgefordert und keinesfalls gezwungen werden, Pfand neben dem Mülleimer zu entsorgen. Eben darum handelt es sich um einen Nudge. Die Optionen werden offengehalten und sind dabei nicht wesentlich kontrollierend. Darüber hinaus sind sie so designt, dass sie auf eine gewisse Entscheidung hindeuten. Es könnte sich in diesem Fall auf der einen Seite um ein offensives Design handeln, welches als accomodating verstanden wird. Denn es wird die Motivation bestärkt, Pfand nicht einfach zu entsorgen, da somit die Funktion des Pfandsystems, also das Recylcling und Wiederverwenden, verloren gehen würde. Auf der anderen Seite könnte es sich jedoch auch um ein disziplinierendes Design handeln, da die neue Motivation geschaffen wird, Pfandflaschen an den Rand des Mülleimers zu stellen, um diese für andere Personengruppen leichter zugänglich zu machen.
Auch im Falle eines defensiven Designs kann es sich um disziplinierendes handeln. Dies kann mithilfe eines klassischen Beispiels veranschaulicht werden. So ist ein Nudge der Aufdruck einer fotorealistischen Fliege auf einem Urinal (vgl. Chock, 2020, S. 1–29, S. 28). Man findet solch einen Nudge auch in der Goethe-Universität Frankfurt, wobei hier anstatt einer Fliege eine Zielflagge zu sehen ist. Diese Designentscheidung soll Männer dazu bewegen, dass sie auf diese Fliege zielen und so das Urinal besser treffen. In diesem Fall kann von einem Nudge gesprochen werden, da die Entscheidungsfreiheit nicht beeinträchtigt wird und der Reiz, dem zu widerstehen wäre, als gering einzustufen ist. Gleichermaßen kann es sich hierbei auch um Disciplinary Design handeln, da eine neue Motivation geschaffen wird, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Dabei wird auch das Verhalten verhindert, dass Männer dazu tendieren an dem Urinal vorbeizutreffen.
Pfand elegant an den Rand (links), Mülleimer, Wiesbaden, Foto: Niklas Jung
Zielflagge (rechts), Urinal, Goethe Universität Frankfurt, Foto: Niklas Jung
Auch Farben und Töne werden für Behavioral Design verwendet. So können grelle Farben oder „anti-teen music“, wie klassische Musik eingesetzt werden, um Jugendliche von bestimmten Orten zu exkludieren. Weshalb es sich in diesem Fall um defensives Design handelt (vgl. de Fine Licht, 2017, S. 27–44, S. 30). Jugendliche sollen daran gehindert werden, sich an gewissen Orten aufzuhalten. Dies erfolgt durch die Androhung von „Schaden“, weshalb es sich hier auch um Hostile Design handelt. Im Gegensatz zu den sogenannten „anti-homeless spikes“, welche Obdachlose durch kleine, spitze Metallstäbe davon abhalten sollen, an bestimmten Orten zu übernachten, stellt dies jedoch eine weniger gravierende Form des Schadens dar. In Bezug auf die sogenannte „anti-teen music“ sowie grelle Farben ist es vergleichsweise einfach, einer möglichen Beeinflussung zu widerstehen. Dies bedeutet, dass man sich in diesem Fall weiterhin an demselben Ort aufhalten könnte. De Fine selbst schreibt zu diesen Fällen, dass sich milde defensive Mittel eher wie Nudges verhalten (de Fine Licht, 2017, S. 30).
Aufbauend auf den verschiedenen Definitionen des Behavioral Designs und der Definition für Nudging konnte mithilfe von verschiedenen Beispielen gezeigt werden, dass unter gewissen Bedingungen Behavioral Design in Form von Nudges auftreten. Mit Behavioral Design und Nudges, aber auch mit Design allgemein, werden zwischenmenschliche Beziehungen gestaltet. Aus diesem Grund wird sich nun im letzten Kapitel mit den ethischen Aspekten des Behavioral Design als Nudging beschäftigt.
Ethische Betrachtung von Nudging
„Design [ist] niemals unschuldig“, schreibt Feige zum Auftakt seines letzten Kapitels zur Kritik des Designs (Feige, 2018, S. 204´). Da Design immer die Mittel zu bestimmten Zwecken gestaltet, spricht Feige auch von Design als einer „ästhetisch-praktischen Form der Welterschließung“ (Feige, 2018, S. 204). Feige schließt seine Betrachtung mit dem Fazit, dass es offenbliebe, ob Social Design emanzipatorisch sein kann. Social Design bezieht sich auf Designprozesse, die darauf abzielen, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Probleme zu adressieren und dabei das Wohl und die Lebensqualität von Gemeinschaften zu verbessern. Es stellt die Frage, ob Design als Werkzeug für soziale Veränderung auch in der Lage ist, Machtverhältnisse zu hinterfragen und zu transformieren. Eben diese Frage hat eine große Debatte rund um Nudges losgetreten. Ist der Einsatz von Nudges und damit auch der von Behavioral Design emanzipatorisch oder paternalistisch? Sollte man Nudges verwenden dürfen, um Personen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen? Oder sollten Nudges besser verboten werden? Abschließend wird diesen Fragen nachgegangen. Dabei wird einleitend der häufig vertretene Libertäre Paternalismus kritisiert. Daraufhin werden verschiedene ethische Theorien betrachtet, welche potenziell zur Rechtfertigung eines Einsatzes von Nudges beitragen könnten. In diesem Sinne werden im Folgenden die Shared Preferences, Rawls' Theorie der Gerechtigkeit sowie der Capability Approach vorgestellt.
Libertärer Paternalismus
Thaler und Sunstein sind Vertreter des Libertären Paternalismus. Sie gehen davon aus, dass die möglichen Optionen, aus denen heraus man eine Entscheidung trifft, einen immer auf irgendeine Weise beeinflussten (vgl. Chock, 2020, S. 10). Es stelle sich daraus resultierend die Frage, wie man diese Optionen gestalten sollte. Thaler und Sunstein gehen davon aus, dass Personen häufig irrational handeln, weshalb man sie nudgen sollte, damit sie die „richtige“ Entscheidung treffen. Thaler und Sunstein stellen die folgenden Bedingungen auf, unter welchen ein Nudge moralisch vertretbar sei: Erstens müsse der Nudge alle Optionen offenlassen. Zweitens müsse der Nudge transparent genug sein, um ihm leicht widerstehen zu können. Drittens und letztens soll durch den Nudge das Wohlbefinden der Betroffenen verbessert werden (vgl. Chock, 2020, S. 100). Vertreter des Libertären Paternalismus sind somit der Auffassung, dass ein Austausch von Freiheit gegen Wohlbefinden möglich wäre.
Der Philosoph Till Grüne-Yanoff sieht daraus resultierend jedoch weiterhin mehr ein Problem als ein Gebot. Die Freiheit von Personen sollte nicht gegen Wohlbefinden eingetauscht werden. Er argumentiert in dieser Hinsicht, dass entweder die arbiträre Macht des Regulators über die Betroffenen vergrößert oder der Entscheidungsprozess an sich gestört wird. Beides resultiere in einem Verlust an Freiheit (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, Old wine, S. 636). Somit seien Nudges manipulativ und würden intentional eingesetzt werden, um Entscheidungen zu beeinflussen. Zudem würden diese die kognitiven Verzerrungen in Form von Vorurteilen der Menschen ausnutzen (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, S. 636). In dieser Hinsicht könne ein Nudge auch nicht völlig transparent sein und folglich könnten Menschen diesen nicht als solchen erkennen. Der Nudge wirke vielmehr effektiver, wenn er nicht als ein solcher Manipulationsversuch wahrgenommen würde und transparent bleibt. Ein Nudge könnte sogar zu unerwarteten Konsequenzen führen, da nicht abzusehen wäre, welche Auswirkungen dieser tatsächlich hätte (vgl. Grüne-Yanoff 2012, S. 637). Hier findet sich auch der im vorherigen Teil des Textes thematisierte Plurifunktionalismus wieder. Denn auch dieser besagt, dass andere Funktionen, als die eigentlich intendierten des Designgegenstands, genutzt werden. Darüber hinaus vermittle der Nudge nicht ausreichend Informationen, als dass eine Person die rational „beste“ Entscheidung treffen könnte. Des Weiteren würde eine intentionale Änderung der Optionen den Entscheidungsprozess stören. Es könne allerdings argumentiert werden, dass jegliche Optionen einen Handelnden irgendwie beeinflussen. Jedoch handelt es sich in dem Fall des Nudgings um eine intentionale Entscheidung von einer bestimmten Partei, diesen Nudge einzusetzen. Wenn diese Intention nicht vorhanden wäre, so würde es sich auch nicht um eine Manipulation handeln. Basierend auf diesen Gründen kommt Grüne-Yanoff zu dem Fazit, dass Nudges nicht durch einen Libertären Paternalismus gerechtfertigt werden können.
Um einen Nudge allgemein vertretbar zu machen, müsse man mit diesem den subjektiven Präferenzen der Individuen gerecht werden (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, S. 641). Ein daraus resultierendes Problem besteht jedoch darin, dass bei einem Nudge verschiedene und möglicherweise konträre Präferenzen gleichermaßen zu berücksichtigen wären. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Nudge für den öffentlichen Raum nie Individuen, sondern immer Gruppen bedient. Mit anderen Worten, wie sind Nudges zu gestalten, um den individuellen Präferenzen der Nutzerinnen und Nutzer zu entsprechen?
Jenseits des Libertären Paternalismus
Eine erste Alternative stellt Christine Clavien basierend auf geteilten Präferenzen vor (vgl. Clavien, 2018, S. 372). Im Kern argumentiert sie, dass Nudges dann gerechtfertigt wären, wenn alle beteiligten Parteien dieselben Präferenzen hätten. Sie gesteht gleichzeitig jedoch auch ein, dass Präferenzen etwas Subjektives sind und diese infolgedessen von Person zu Person verschieden seien. Sie seien darüber hinaus ebenfalls modifizierbar und könnten sich mit der Zeit verändern (vgl. Clavien, 2018, S. 373). Aus diesen Gründen müssten lediglich die relevanten Präferenzen betrachtet werden, welche zu einer Entscheidungsfindung führen. Dazu stellt Clavien drei Bedingungen auf. Erstens argumentiert sie, dass Präferenzen theoretisch sein müssten. Darunter versteht sie, dass eine Entscheidungssituation zunächst theoretisch reflektiert werden sollte, ohne dabei dem Druck ausgesetzt zu sein, eine tatsächliche Entscheidung treffen zu müssen. Zweitens sollten die Präferenzen die Langzeitziele betreffen. Diese seien weniger modifizierbar als die Ziele, welche nur einen kurzen Zeitraum betreffen. Schließlich sollten Präferenzen minimal-rational sein. Das bedeutet, es sollten die allgemeinen Anforderungen an die Entscheidungssituation wahrgenommen werden und die Möglichkeit, daraus kohärente Gedanken zu formen, sollte gegeben sein (vgl. Clavien, 2018, S. 376 f.). Unter der Voraussetzung, dass die Präferenzen der Betroffenen und des eingesetzten Nudge übereinstimmen und alle Personen berücksichtigt werden, wäre der Nudge moralisch vertretbar. Dies müsse dann empirisch überprüft werden. Die Problematik der Subjektivität, also die Exklusion oder negative Behandlung von Menschen aufgrund ihrer Präferenz für andere Optionen als diejenigen, die durch Nudges gefördert werden, bleibt weiterhin bestehen. Claviens Theorie kann also keine vollständige Rechtfertigung für den Einsatz von Nudges liefern. Aus diesem Grund wird nachfolgend ein weiterer Ansatz vorgestellt.
Nachfolgend wird John Rawls Theorie der Gerechtigkeit als Fairness herangezogen. Während sich Clavien auf die subjektiven Präferenzen der Betroffenen bezieht, betrachtet Rawls das, was zur Erreichung dieser Präferenzen nötig wäre. Diese Ziele werden mithilfe von Gütern wie Gerechtigkeit, Fairness und Chancengleichheit erreicht. Er geht davon aus, dass jeder für seine individuellen Ziele lieber größere als kleinere Güter zur Verfügung hätte (vgl. Rawls, 1999, S. 4). Mit anderen Worten, wenn jemand die Wahl zwischen Chancengleichheit und keiner Chancengleichheit hat, würde jeder immer zu ersterer Möglichkeit tendieren. Es geht Rawls also darum, dass man fair handelt und von Fairness, also der gerechten Verteilung von Gütern, dann auf eine allgemeine Gerechtigkeit(-stheorie) schließen könnte. In diesem Zusammenhang stellt Rawls das Gedankenexperiment zum „Schleier des Nichtwissens“ vor. Rawls geht in dem Gedankenexperiment davon aus, dass ein Schleier verdeckt, welche Rolle eine Person in der Gesellschaft einnehmen würde. Daraus leitet sich das Nichtwissen über die tatsächliche Rolle in der Gesellschaft ab. Rawls postuliert, dass jede Person denjenigen, der sich in der objektiv schlechtesten Lage befindet, in die Lage versetzen würde, noch am besten zu leben (vgl. Bianchin, Heylighen, 2018, S. 1–22, insb. S. 6). Da die eigene Person sowie die eigenen Präferenzen in dieser Situation nicht bekannt sind, ist es im Interesse aller, sicherzustellen, dass jeder die bestmöglichen Optionen hat. Rawls Theorie könne somit potenziell für eine faire Verteilung von Gütern sorgen. Diese Theorie müsse nun auf Design und eben auch auf Nudging mit Design angewendet werden, um eine gerechte Güterverteilung zu erreichen und die damit verbundene Möglichkeit zu schaffen, die eigenen Ziele zu verwirklichen. Abschließend soll eine weitere Möglichkeit zur Rechtfertigung von Nudging durch Design vorgestellt werden, welche möglicherweise eine praktischere Umsetzung in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten erlaubt.
Ilse Oosterlaken stellt den Capability Approach als Ansatz für Entwicklungsdesign vor (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 91) Dieser Ansatz wurde zuvor von Martha Nussbaum und Amartya Sen entwickelt und verfeinert. Generell postulieren Vertreter des Capability Approach, dass ein ethischer Fokus auf der Ermöglichung und Verbesserung menschlicher Fähigkeiten liege (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 91). Es geht hierbei also um eine Befähigung und nicht um das Vorschreiben von Regeln. Solch ein Ansatz muss dann auch dazu in der Lage sein, für alle verschiedene Ziele eine Befähigung zu liefern. In der praktischen Umsetzung würde dies dann bedeuten, dass verschiedene Faktoren, wie beispielsweise persönliche Faktoren, soziale Faktoren und Umweltfaktoren, berücksichtigt werden müssen. Vertreter eines Capability Approachs halten es für besser, sich auf menschliche Fähigkeiten und nicht auf die Verteilung von Gütern zu beziehen (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 92). So argumentiert Sen, dass einzig eine Güterverteilung nicht zu sozialer Gerechtigkeit führen würde (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 92). Folglich stellt sich dann die Frage, welche Fähigkeiten, also Capabilities, man besonders beachten sollte, wenn es um Designentscheidungen geht. Eine passende Auswahl kann hierbei dann wahrscheinlich nur in Anpassung an die individuellen Kontexte der Betroffenen erfolgen. Um herauszufinden, welche Fähigkeiten für die Betroffenen besonders wichtig sind, bieten sich sowohl quantitative als auch qualitative empirische Untersuchungen an. Trotzdem wäre es dem Capability Approach zu Folge möglich, allgemeine Prinzipien auf Designentscheidungen anzuwenden. So könnte eine Stadt beispielsweise flächendeckend Mülleimer mit dem Spruch „Pfand elegant an den Rand“ oder vergleichbare Designentscheidungen einsetzen, um für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Diese Maßnahmen könnten dabei helfen, das Verhalten der Bürger im Kontext spezifischer Umwelt- und Sozialfaktoren gezielt zu beeinflussen und in Einklang mit den Bedürfnissen und Prioritäten zu bringen.
Es wurden insgesamt vier Vorschläge vorgestellt, welche zur Rechtfertigung von Nudges in Form von Behavioral Design beitragen sollten. Der Libertäre Paternalismus sowie eine Theorie basierend auf geteilten Präferenzen erwiesen sich nicht als hinreichend, um den Einsatz von Nudges zu legitimieren. Sowohl Rawls Theorie der Fairness als Gerechtigkeit, als auch der Capability Approach zeigten sich als ergiebiger, um eine ethische Rechtfertigung zu liefern. Der zentrale Gedanke dieser beiden Theorien besteht darin, Menschen dazu zu befähigen, das zu tun, was sie tun möchten. Aufbauend auf diesen theoretischen Vorschlägen sollten dann empirische Untersuchungen durchgeführt werden.
BODY OF KNOWLEDGE
Niklas Jung studiert seit 2021 Philosophie und Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Wintersemester 2023/2024 besuchte er bei Dr. Jakob Krebs das Seminar Theorien zum Designen, welches er mit einer Hausarbeit über die Frage Inwiefern ist Behavioural Design eine Form von Nudging abschloss. Dieser Text ist in großen Teilen Grundlage des vorliegenden Artikels. Zurzeit arbeitet er an seiner Bachelorarbeit, in der es aus bildtheoretischer Sicht um die Frage geht, inwiefern man mit Bildern lügen kann.
Bianchin, Matteo, Ann Heylighen. 2018. Just Design, Design Studies 54 (Januar 2018): 1–22.
Burckhardt, Lucius. 2010. Design ist unsichtbar, in: Klaus T. Edelmann, Gerrit Terstiege (Hg)., Gestaltung denken. Grundlagentexte zu Design und Architektur, Basel: Birkhäuser 2010, Seite 211-217.
Chock, Valerie Joly. 2020. The Ethics and Applications of Nudges, PANDION: The Osprey Journal of Research and Ideas: Nr. 2 (2020): 1-29.
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Feige, Daniel Martin. 2018. Design. Eine philosophische Analyse: Suhrkamp, 2018.
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Fine Licht, Karl de. 2023. Behavioral Designs Defined: How to Understand and Why It Is Important to Differentiate between “Defensive,” “Hostile,” “Disciplinary”, and Other Designs in the Urban Landscape. URBAN DESIGN International 28, Nr. 4 (Dezember 2023): 330–343.
Grüne-Yanoff, Till. 2012. Old Wine in New Casks: Libertarian Paternalism Still Violates Liberal Principles. Social Choice and Welfare 38, Nr. 4 (April 2012): 635–645.
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Oosterlaken, I. 2009. Design for Development: A Capability Approach. Design Issues, 25(4), 91–102.
Thaler Richard, Sunstein Cass. 2008. Nudge: improving decisions about health, wealth, and happiness: New Haven: Yale University Press, 2008.
Essay: Niklas Jung
Paternalistisches Design? –
Wenn Nudging sozial wird
JAN 2025
Spätestens seit der Veröffentlichung des Buches „Nudge: Improving decisions about health, wealth, and happiness“ von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein aus dem Jahr 2008 ist das Konzept der Nudges für viele Disziplinen von Interesse. Dabei behandeln nicht nur Verhaltenswissenschaftler:innen, Ökonom:innen, Marketingspezialist:innen und Designer:innen das Thema, sondern auch die Philosophie beschäftigt sich zunehmend mit Nudges und ihrer alltäglichen Anwendung. Dahingehend soll im Folgenden überlegt werden, inwiefern Behavioral Design, insbesondere das Design für den öffentlichen Raum, als eine Form des Nudgings verstanden werden kann. Schließlich prägen Designer:innen durch solche Gestaltungsansätze den Alltag vieler Menschen. Deswegen sollte auch reflektiert werden, welche ethischen Implikationen das Handeln von Gestalter:innen in diesem Kontext mit sich bringt. Denn es stellt sich die Frage, ob Nudges paternalistisch sind und, wenn ja, welche Rechtfertigungen es für sie geben könnte.
Was ist Nudging?
Der Begriff „Nudge“ wurde spätestens 2008 durch das gleichnamige Buch von Verhaltensökonom Richard H. Thaler und Rechtswissenschaftler Cass R. Sunstein bekannt. Sie beschreiben, wie man durch einfache Modifikationen in der „choice architecture“ die Entscheidungen von Gruppen beeinflussen kann (Clavien, 2018, S. 366–382). Diejenigen, welche die Nudges einsetzen, also die Nudgenden, können Politiker:innen, Unternehmer:innen, Städteplaner:innen, aber eben auch Designer:innen sein. Nudges werden eingesetzt, um eine betroffene Zielgruppe in eine beabsichtigte Richtung zu ‚schubsen‘, das heißt zu nudgen. Das wird durch sogenannte „soft interventions“ oder durch leichte Anreize gewährleistet (Clavien, 2018, S. 366). Die Anreize sollten nicht zu hoch sein und die vorangegangenen Optionen sollten nach der Intervention durch das Nudging noch gewährleistet sein. Folglich werden keine konkreten Verbote durch Nudges ausgedrückt. Darüber hinaus sollte es möglich sein, sich den Nudges gegenüber renitent zu verhalten. Es ginge nicht darum, dass man neue Ziele bei den Betroffenen, den Genudgten, formulieren möchte. Viel eher sei es die Aufgabe, die Betroffenen bei ihren eigentlichen Zielen zu unterstützen. Nudges sollen einer Entscheidungsschwäche oder psychologischen Voreingenommenheit entgegenwirken und diese schwächen (vgl. Samuli, Kuorikoski, Ehrig, Katsikopoulos, 2018, S. 99). Die Betroffenen sollen zu einer Entscheidung geführt werden, mit welcher sie zufrieden sind, und das Wohlbefinden der Menschen soll durch diese Interventionen gesteigert werden. Clavien skizziert ein treffendes Beispiel zur Veranschaulichung von Nudges. Ein Unternehmen könnte anstelle von gewöhnlichen grauen Treppenstufen besser leuchtend bunte verwenden, um die Leute dazu zu bringen, häufiger die Treppen zu nutzen als mit dem Fahrstuhl zu fahren (vgl. Clavien, 2018, S. 366).
Yashar Saghai hält zu der Definition nach Thaler und Sunstein passend fest: „A nudges B when A makes it more likely that B will φ, by triggering B’s automatic cognitive processes, while preserving B’s freedom of choice.“ (Saghai, 2013, S. 487). Saghai erwähnt hier einen wichtigen Punkt für die Funktion und Definition von Nudges. Er spricht die automatischen kognitiven Prozesse an, durch welche die Beeinflussung erfolgt. Thaler und Sunstein unterscheiden zwischen zwei verschiedenen Systemen, nach welchen Entscheidungen getroffen werden (vgl. Thaler & Cass, 2008, S. 20). Erstens gebe es eine automatische, unkontrollierte, schnelle sowie unbewusste Form der Entscheidungsfindung. Zweitens werden Entscheidungen durch ein reflektierendes, kontrolliertes, langsames und bewusstes System getroffen. Thaler und Sunstein nehmen an, dass Nudges das erste System, also die automatischen Prozesse, betreffen (vgl. Clavien, 2018, S. 366). Wenn der Genudgte jedoch nicht über seine Entscheidung nachdenkt, falls die Prozesse schnell und automatisch ablaufen, stellt sich die Frage: Führt dies zu einer Form der Fremdsteuerung durch den Nudgenden? In diesem Fall wäre anzuzweifeln, ob noch von einer Entscheidungsfreiheit gesprochen werden kann. Saghai kritisiert ebenfalls, dass es unklar wäre, was Thaler und Sunstein meinen, wenn sie davon sprechen, dass es möglich sein sollte, sich Nudges gegenüber renitent zu verhalten. Aus diesen Gründen besteht nun die Frage, ob es sich hierbei um eine angemessene Definition von Nudging handelt. Deshalb stellt Saghai eine verbesserte Definition von Nudging auf, welche nun kurz erklärt werden soll.
Verlust der Entscheidungsfreiheit?
Saghai möchte mit seiner verbesserten Definition des Nudgings erklären, was es heißt, dass die Entscheidungsfreiheit bewahrt wird. Dafür stellt er eine notwendige und eine hinreichende Bedingung auf. Er erklärt auch, was es bedeuten würde, einem Nudge zu widerstehen, indem man sich renitent verhält. Seine Argumente sollen nun kurz skizziert werden, um die resultierende Definition des Nudgings im weiteren Verlaufe dieses Beitrags zu verwenden.
Saghai übernimmt von Thaler und Sunstein, dass sich Nudges immer nur auf unsere oberflächlichen kognitiven Prozesse beziehen und nicht den Anspruch erheben, tiefe Überzeugungen in uns zu verändern (vgl. Saghai, 2013, S. 487). Saghai stellt auch fest, dass man immer aus einer begrenzten Anzahl an Optionen Entscheidungen trifft (vgl. Saghai, 2013, S. 488). Diese Optionen müssten nun erhalten bleiben, wenn man die Entscheidungsfreiheit gewährleisten möchte. In diesem Fall stellen die Kriterien notwendige Bedingungen dar, sind aber noch nicht ausreichend, um die Entscheidungsfreiheit zu garantieren. Darüber hinaus stellt er eine hinreichende Bedingung auf und definiert das, was er „substantially noncontroling“ nennt: „The Substantial Noncontrol Condition. A’s influence to get B to φ is substantially noncontrolling when B could easily not φ if she did not want to φ“ (Saghai, 2013, S. 488).
Gemäß dieser Kondition dürfen Nudges nicht wesentlich kontrollierend sein, müssen also leicht widerstehbar sein. Nun muss erklärt werden, was es bedeutet, dass etwas leicht widerstehbar ist. Saghai definiert die leichte Widerstandsfähigkeit wie folgt: „A’s influence is easily resistible if B is able to effortlessly oppose the pressure to get her to φ if she does not want to φ“ (Saghai, 2013, S. 489). Die Anstrengung, welche aufgebracht werden muss, um dem Nudge zu widerstehen, müsse minimal gehalten werden. Diese Anstrengung sei subjektiv und somit immer abhängig von der Personengruppe. Deshalb müsse der Nudge immer in Bezug auf eine bestimmte Personengruppe konzipiert werden, um die leichte Widerstandsfähigkeit gewährleisten zu können.
Es lässt sich also festhalten, dass grundsätzlich jemand mit Hilfe des Nudges eine andere Person dazu bewegen möchte, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Der Nudge betrifft oberflächliche kognitive Prozesse und muss alle ursprünglichen Optionen erhalten. Darüber hinaus darf der Nudge nicht wesentlich kontrollierend sein, um die Entscheidungsfreiheit nicht einzuschränken. Diese Definition legt nun für den weiteren Text das fest, was unter Nudging zu verstehen ist. Bevor sich dem Behavioral Design gewidmet wird, wird vorbereitend eine wichtige Eigenschaft des Designs vorgestellt: der Plurifunktionalismus.
Plurifunktionalismus
Im Zuge seiner Definition des Designs in „Design. Eine philosophische Analyse“ stellt Daniel Martin Feige fest, dass es sowohl „interne“, als auch „externe“ Funktionen von Designgegenständen gibt, welche auf einen Plurifunktionalismus hinauslaufen (vgl. Feige 2018, S. 140). Diese Analyse wird später auch noch eine Rolle bei dem Vergleich zwischen Nudges und Behavioral Design spielen, weshalb diese Unterscheidung hier dargestellt werden soll.
Ein Stuhl ist dadurch ein Stuhl, dass er zum Sitzen da ist. Wenn dieser Stuhl nun jedoch als Ablage für Wäsche oder ähnliches verwendet wird, ändert dies nichts an seiner eigentlichen Funktion und er wird auch zu keinem neuen Designgegenstand. Nach Feige muss man somit zwischen konstitutiven, das heißt den internen Funktionen, und den externen Funktionen unterscheiden, welche der Designgegenstand darüber hinaus erfüllt. Die interne Funktion des Stuhles besteht darin, dass er zum Sitzen designt wurde. Die externe Funktion zeigt sich dadurch, dass der Stuhl auch für andere Zwecke verwendet werden kann, wie zum Beispiel als Wäscheablage oder als Leiter. Obwohl man den Stuhl so verwenden kann, bedeutet dies nicht, dass er in dem Moment eine Leiter ist. Er bleibt ein Stuhl, welcher zweckentfremdet wurde (vgl. Feige, 2018, S. 141). Darüber hinaus unterteilt Feige die externen Funktionen noch in solche, die abhängig vom Gegenstand sind und in die, welche unabhängig von diesem sind (vgl. Feige, 2018, S. 141). Ein Stuhl kann entweder dazu genutzt werden, Reichtum zu demonstrieren, oder er dient schlicht als Ablagefläche für Kleidung. Im ersten Fall handelt es sich um eine externe Funktion, welche abhängig vom jeweiligen Gegenstand ist. Der Stuhl muss teuer sein und sollte deshalb nicht von Ikea sein, da Ikea nicht für teure Möbel bekannt ist. Um Reichtum ausdrücken zu können, muss ein teurer Stuhl verwendet werden, welcher nicht mit einem günstigeren Modell getauscht werden könne. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um eine externe Funktion, welche unabhängig von dem Stuhl an sich ist. So ist es egal, ob die Wäsche auf einem teuren oder günstigen, alten oder neuen, schwarzen oder weißen Stuhl liegt. Dies macht den Stuhl in diesem Fall unabhängig und austauschbar. Aufgrund dieser Manifestation verschiedener Funktionen eines Designgegenstandes spricht Feige hierbei vom sogenannten Plurifunktionalismus (vgl. Feige, 2018, S. 142).
Der Plurifunktionalismus wird nachfolgend auch bei Behavioral Design angewendet werden. Es wird aufgezeigt, was unter Behavioral Design zu verstehen ist und welche verschiedenen Arten man unterscheiden kann. Diese Ausführungen sollen die Verbindung zu Nudges verdeutlichen und darüber hinaus ein vertieftes Verständnis für das alltägliche Design fördern.
Behavioral Design
Karl de Fine Licht stellt in seinem Text dar, was unter Behavioral Design zu verstehen ist. Nach de Fine gilt etwas als Behavioral Design, wenn eine Partei A mithilfe von Designgegenständen versucht oder es schafft, ein Ergebnis O zu realisieren. Dabei wird das Verhalten einer Gruppe durch das Design M beeinflusst, um O zu garantieren (vgl. de Fine Licht 2023, S. 334). Dies könne sowohl intentional als auch nicht intentional ablaufen und zu einem inkludierenden oder exkludierenden Ergebnis führen. Diese einleitende Definition stellt den Ausgangspunkt für das Behavioral Design dar und wird nun von de Fine weiter in verschiedene Kategorien untergliedert. Auf der ersten Ebene könne eine grundlegende Unterscheidung zwischen Design gemacht werden, welches entweder offensiv oder defensiv eingesetzt wird. Als Defensive Design gilt etwas, wenn mithilfe des Designs ein bestimmtes Verhalten einer Gruppe verhindert wird. Im Gegenteil dazu definiert de Fine Offensive Design als das, was ein bestimmtes Verhalten einer Gruppe ermöglichen soll. Beide dieser konträren Arten kommen in verschiedenen Intensitäten vor, so de Fine (vgl. de Fine Licht 2023, S. 334 f.). Auch können sie in weitere Unterkategorien unterteilt werden. So wird etwas als Hostile Design verstanden, wenn das Ziel mithilfe von Einschüchterung und der damit einhergehenden Inkaufnahme einer Androhung von Schaden oder anderen negativen Konsequenzen erreicht wird. Kontrastierend dazu versteht man etwas als Friendly Design, wenn das Ziel mit der Aussicht auf eine Belohnung verbunden wir (vgl. de Fine Licht 2023, S. 336.). Abschließend kann ein Design auch als disziplinierend oder als entgegenkommend verstanden werden. Das Disciplinary Design beläuft sich dabei darauf, dass eine neue Motivation geschaffen werden soll, um ein gewisses Ergebnis zu erreichen. Auf der anderen Seite soll das Accomodating Design die bereits vorhandenen Motivationen fördern und somit Personen in den vorhandenen Zielen bestärken (vgl. de Fine Licht 2023, S. 338).
Behavioral Design als Nudging
De Fine Licht selbst inkludiert zwei passende Beispiele in seinem Text von 2023. So stellen die Talk Bench und der Red Rose Carpet zwei Beispiele des Behavioral Designs dar, welche als offensives und freundliches Design gewertet werden würden. Durch ein an der Bank montiertes Schild werden die Menschen dazu motiviert an sozialen Interaktionen teilzunehmen. Der Teppich soll besonders Frauen dazu einladen, sich in einem bestimmten Bereich aufzuhalten, um dort in soziale Interaktionen zu treten (vgl. de Fine Licht, 2023, S. 337). In beiden Fällen würde es sich, je nach ursprünglicher Haltung der betroffenen Personen, um Disciplinary oder Accomodating Design handeln. Da in beiden Fällen alle ursprünglichen Optionen offengehalten werden und es darüber hinaus leicht ist, sich dem durch die Bank oder den Teppich realisierten Angebot zu widersetzen, handelt es sich um einen Nudge. Man ist nicht wesentlich kontrolliert und auch werden keine tiefen Überzeugungen verändert. Im Falle des roten Teppichs handelt es sich außerdem nur dann um Friendly Design, wenn es auf eine weibliche Personengruppe bezogen wird. Jedoch handelt es sich um Hostile Design, insofern es auf eine männliche Gruppe bezogen wird (vgl. de Fine Licht, 2023., S. 337). Je nachdem aus welchem Blickwinkel derselbe Designgegenstand betrachtet wird, kann dieser verschieden aufgefasst werden und somit auch definitorisch anders benannt werden. Hier lässt sich nun auch gut ein Vergleich, zu dem durch Feige entwickelten Plurifunktionalismus ziehen, welcher solche externen Funktionen miteinbezieht. Auch ist es bei der ethischen Debatte des Nudging ein häufig genanntes Thema, da Nudges auch unvorhergesehene Ergebnisse hervorrufen können (vgl. Grüne-Yanoff , 2012, S. 635–645, S. 637). Genau dies ist der Fall beim Beispiel des Red Rose Carpet.
Teppich der Roten Rose, Rosengård, Malmö,
Fotografin Åsa Svensson
Eine weitere Verbindung zwischen Behavioral Design und Nudging findet sich bei einem Mülleimer, auf dem der Slogan „Pfand elegant an den Rand“ aufgedruckt ist. Der Satz und die daraus resultierenden Sprechakte lassen sich nach John R. Searle folgendermaßen rekonstruieren: Auf der ersten Ebene, der sekundären illokutionären Handlung, wie Searle sie nennt, bedeutet der Satz, dass es möglich ist, Pfand neben den Mülleimer zu stellen (vgl. Searle, 2019, S. 54). Hierbei wurde ein Assertiv, also eine Behauptung verwendet, oder und das ist vielleicht wahrscheinlicher, es wurde als Deklarativ formuliert. Ein Deklarativ nach Searle besteht darin, einen propositionalen Gehalt zur Realität werden zu lassen. So wird durch den Satz „Pfand elegant an den Rand“ erlaubt, Pfand neben den Mülleimer zu stellen. Auf der zweiten Ebene, der primären illokutionären Handlung, handelt es sich um einen indirekten Direktiv (vgl. Searle, 2019, S. 55). Also der Aufforderung, Pfand auch tatsächlich dorthin zu stellen. Diese primäre Funktion ist hier impliziert, also nur indirekt zu verstehen, während die sekundäre explizit zu verstehen ist. Jedoch kann ein Verbraucher durch solch ein Direktiv eben nur aufgefordert und keinesfalls gezwungen werden, Pfand neben dem Mülleimer zu entsorgen. Eben darum handelt es sich um einen Nudge. Die Optionen werden offengehalten und sind dabei nicht wesentlich kontrollierend. Darüber hinaus sind sie so designt, dass sie auf eine gewisse Entscheidung hindeuten. Es könnte sich in diesem Fall auf der einen Seite um ein offensives Design handeln, welches als accomodating verstanden wird. Denn es wird die Motivation bestärkt, Pfand nicht einfach zu entsorgen, da somit die Funktion des Pfandsystems, also das Recylcling und Wiederverwenden, verloren gehen würde. Auf der anderen Seite könnte es sich jedoch auch um ein disziplinierendes Design handeln, da die neue Motivation geschaffen wird, Pfandflaschen an den Rand des Mülleimers zu stellen, um diese für andere Personengruppen leichter zugänglich zu machen.
Auch im Falle eines defensiven Designs kann es sich um disziplinierendes handeln. Dies kann mithilfe eines klassischen Beispiels veranschaulicht werden. So ist ein Nudge der Aufdruck einer fotorealistischen Fliege auf einem Urinal (vgl. Chock, 2020, S. 1–29, S. 28). Man findet solch einen Nudge auch in der Goethe-Universität Frankfurt, wobei hier anstatt einer Fliege eine Zielflagge zu sehen ist. Diese Designentscheidung soll Männer dazu bewegen, dass sie auf diese Fliege zielen und so das Urinal besser treffen. In diesem Fall kann von einem Nudge gesprochen werden, da die Entscheidungsfreiheit nicht beeinträchtigt wird und der Reiz, dem zu widerstehen wäre, als gering einzustufen ist. Gleichermaßen kann es sich hierbei auch um Disciplinary Design handeln, da eine neue Motivation geschaffen wird, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Dabei wird auch das Verhalten verhindert, dass Männer dazu tendieren an dem Urinal vorbeizutreffen.
Pfand elegant an den Rand (links), Mülleimer, Wiesbaden, Foto: Niklas Jung
Zielflagge (rechts), Urinal, Goethe Universität Frankfurt, Foto: Niklas Jung
Auch Farben und Töne werden für Behavioral Design verwendet. So können grelle Farben oder „anti-teen music“, wie klassische Musik eingesetzt werden, um Jugendliche von bestimmten Orten zu exkludieren. Weshalb es sich in diesem Fall um defensives Design handelt (vgl. de Fine Licht, 2017, S. 27–44, S. 30). Jugendliche sollen daran gehindert werden, sich an gewissen Orten aufzuhalten. Dies erfolgt durch die Androhung von „Schaden“, weshalb es sich hier auch um Hostile Design handelt. Im Gegensatz zu den sogenannten „anti-homeless spikes“, welche Obdachlose durch kleine, spitze Metallstäbe davon abhalten sollen, an bestimmten Orten zu übernachten, stellt dies jedoch eine weniger gravierende Form des Schadens dar. In Bezug auf die sogenannte „anti-teen music“ sowie grelle Farben ist es vergleichsweise einfach, einer möglichen Beeinflussung zu widerstehen. Dies bedeutet, dass man sich in diesem Fall weiterhin an demselben Ort aufhalten könnte. De Fine selbst schreibt zu diesen Fällen, dass sich milde defensive Mittel eher wie Nudges verhalten (de Fine Licht, 2017, S. 30).
Aufbauend auf den verschiedenen Definitionen des Behavioral Designs und der Definition für Nudging konnte mithilfe von verschiedenen Beispielen gezeigt werden, dass unter gewissen Bedingungen Behavioral Design in Form von Nudges auftreten. Mit Behavioral Design und Nudges, aber auch mit Design allgemein, werden zwischenmenschliche Beziehungen gestaltet. Aus diesem Grund wird sich nun im letzten Kapitel mit den ethischen Aspekten des Behavioral Design als Nudging beschäftigt.
Ethische Betrachtung von Nudging
„Design [ist] niemals unschuldig“, schreibt Feige zum Auftakt seines letzten Kapitels zur Kritik des Designs (Feige, 2018, S. 204´). Da Design immer die Mittel zu bestimmten Zwecken gestaltet, spricht Feige auch von Design als einer „ästhetisch-praktischen Form der Welterschließung“ (Feige, 2018, S. 204). Feige schließt seine Betrachtung mit dem Fazit, dass es offenbliebe, ob Social Design emanzipatorisch sein kann. Social Design bezieht sich auf Designprozesse, die darauf abzielen, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Probleme zu adressieren und dabei das Wohl und die Lebensqualität von Gemeinschaften zu verbessern. Es stellt die Frage, ob Design als Werkzeug für soziale Veränderung auch in der Lage ist, Machtverhältnisse zu hinterfragen und zu transformieren. Eben diese Frage hat eine große Debatte rund um Nudges losgetreten. Ist der Einsatz von Nudges und damit auch der von Behavioral Design emanzipatorisch oder paternalistisch? Sollte man Nudges verwenden dürfen, um Personen in ihren Entscheidungen zu beeinflussen? Oder sollten Nudges besser verboten werden? Abschließend wird diesen Fragen nachgegangen. Dabei wird einleitend der häufig vertretene Libertäre Paternalismus kritisiert. Daraufhin werden verschiedene ethische Theorien betrachtet, welche potenziell zur Rechtfertigung eines Einsatzes von Nudges beitragen könnten. In diesem Sinne werden im Folgenden die Shared Preferences, Rawls' Theorie der Gerechtigkeit sowie der Capability Approach vorgestellt.
Libertärer Paternalismus
Thaler und Sunstein sind Vertreter des Libertären Paternalismus. Sie gehen davon aus, dass die möglichen Optionen, aus denen heraus man eine Entscheidung trifft, einen immer auf irgendeine Weise beeinflussten (vgl. Chock, 2020, S. 10). Es stelle sich daraus resultierend die Frage, wie man diese Optionen gestalten sollte. Thaler und Sunstein gehen davon aus, dass Personen häufig irrational handeln, weshalb man sie nudgen sollte, damit sie die „richtige“ Entscheidung treffen. Thaler und Sunstein stellen die folgenden Bedingungen auf, unter welchen ein Nudge moralisch vertretbar sei: Erstens müsse der Nudge alle Optionen offenlassen. Zweitens müsse der Nudge transparent genug sein, um ihm leicht widerstehen zu können. Drittens und letztens soll durch den Nudge das Wohlbefinden der Betroffenen verbessert werden (vgl. Chock, 2020, S. 100). Vertreter des Libertären Paternalismus sind somit der Auffassung, dass ein Austausch von Freiheit gegen Wohlbefinden möglich wäre.
Der Philosoph Till Grüne-Yanoff sieht daraus resultierend jedoch weiterhin mehr ein Problem als ein Gebot. Die Freiheit von Personen sollte nicht gegen Wohlbefinden eingetauscht werden. Er argumentiert in dieser Hinsicht, dass entweder die arbiträre Macht des Regulators über die Betroffenen vergrößert oder der Entscheidungsprozess an sich gestört wird. Beides resultiere in einem Verlust an Freiheit (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, Old wine, S. 636). Somit seien Nudges manipulativ und würden intentional eingesetzt werden, um Entscheidungen zu beeinflussen. Zudem würden diese die kognitiven Verzerrungen in Form von Vorurteilen der Menschen ausnutzen (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, S. 636). In dieser Hinsicht könne ein Nudge auch nicht völlig transparent sein und folglich könnten Menschen diesen nicht als solchen erkennen. Der Nudge wirke vielmehr effektiver, wenn er nicht als ein solcher Manipulationsversuch wahrgenommen würde und transparent bleibt. Ein Nudge könnte sogar zu unerwarteten Konsequenzen führen, da nicht abzusehen wäre, welche Auswirkungen dieser tatsächlich hätte (vgl. Grüne-Yanoff 2012, S. 637). Hier findet sich auch der im vorherigen Teil des Textes thematisierte Plurifunktionalismus wieder. Denn auch dieser besagt, dass andere Funktionen, als die eigentlich intendierten des Designgegenstands, genutzt werden. Darüber hinaus vermittle der Nudge nicht ausreichend Informationen, als dass eine Person die rational „beste“ Entscheidung treffen könnte. Des Weiteren würde eine intentionale Änderung der Optionen den Entscheidungsprozess stören. Es könne allerdings argumentiert werden, dass jegliche Optionen einen Handelnden irgendwie beeinflussen. Jedoch handelt es sich in dem Fall des Nudgings um eine intentionale Entscheidung von einer bestimmten Partei, diesen Nudge einzusetzen. Wenn diese Intention nicht vorhanden wäre, so würde es sich auch nicht um eine Manipulation handeln. Basierend auf diesen Gründen kommt Grüne-Yanoff zu dem Fazit, dass Nudges nicht durch einen Libertären Paternalismus gerechtfertigt werden können.
Um einen Nudge allgemein vertretbar zu machen, müsse man mit diesem den subjektiven Präferenzen der Individuen gerecht werden (vgl. Grüne-Yanoff, 2012, S. 641). Ein daraus resultierendes Problem besteht jedoch darin, dass bei einem Nudge verschiedene und möglicherweise konträre Präferenzen gleichermaßen zu berücksichtigen wären. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Nudge für den öffentlichen Raum nie Individuen, sondern immer Gruppen bedient. Mit anderen Worten, wie sind Nudges zu gestalten, um den individuellen Präferenzen der Nutzerinnen und Nutzer zu entsprechen?
Jenseits des Libertären Paternalismus
Eine erste Alternative stellt Christine Clavien basierend auf geteilten Präferenzen vor (vgl. Clavien, 2018, S. 372). Im Kern argumentiert sie, dass Nudges dann gerechtfertigt wären, wenn alle beteiligten Parteien dieselben Präferenzen hätten. Sie gesteht gleichzeitig jedoch auch ein, dass Präferenzen etwas Subjektives sind und diese infolgedessen von Person zu Person verschieden seien. Sie seien darüber hinaus ebenfalls modifizierbar und könnten sich mit der Zeit verändern (vgl. Clavien, 2018, S. 373). Aus diesen Gründen müssten lediglich die relevanten Präferenzen betrachtet werden, welche zu einer Entscheidungsfindung führen. Dazu stellt Clavien drei Bedingungen auf. Erstens argumentiert sie, dass Präferenzen theoretisch sein müssten. Darunter versteht sie, dass eine Entscheidungssituation zunächst theoretisch reflektiert werden sollte, ohne dabei dem Druck ausgesetzt zu sein, eine tatsächliche Entscheidung treffen zu müssen. Zweitens sollten die Präferenzen die Langzeitziele betreffen. Diese seien weniger modifizierbar als die Ziele, welche nur einen kurzen Zeitraum betreffen. Schließlich sollten Präferenzen minimal-rational sein. Das bedeutet, es sollten die allgemeinen Anforderungen an die Entscheidungssituation wahrgenommen werden und die Möglichkeit, daraus kohärente Gedanken zu formen, sollte gegeben sein (vgl. Clavien, 2018, S. 376 f.). Unter der Voraussetzung, dass die Präferenzen der Betroffenen und des eingesetzten Nudge übereinstimmen und alle Personen berücksichtigt werden, wäre der Nudge moralisch vertretbar. Dies müsse dann empirisch überprüft werden. Die Problematik der Subjektivität, also die Exklusion oder negative Behandlung von Menschen aufgrund ihrer Präferenz für andere Optionen als diejenigen, die durch Nudges gefördert werden, bleibt weiterhin bestehen. Claviens Theorie kann also keine vollständige Rechtfertigung für den Einsatz von Nudges liefern. Aus diesem Grund wird nachfolgend ein weiterer Ansatz vorgestellt.
Nachfolgend wird John Rawls Theorie der Gerechtigkeit als Fairness herangezogen. Während sich Clavien auf die subjektiven Präferenzen der Betroffenen bezieht, betrachtet Rawls das, was zur Erreichung dieser Präferenzen nötig wäre. Diese Ziele werden mithilfe von Gütern wie Gerechtigkeit, Fairness und Chancengleichheit erreicht. Er geht davon aus, dass jeder für seine individuellen Ziele lieber größere als kleinere Güter zur Verfügung hätte (vgl. Rawls, 1999, S. 4). Mit anderen Worten, wenn jemand die Wahl zwischen Chancengleichheit und keiner Chancengleichheit hat, würde jeder immer zu ersterer Möglichkeit tendieren. Es geht Rawls also darum, dass man fair handelt und von Fairness, also der gerechten Verteilung von Gütern, dann auf eine allgemeine Gerechtigkeit(-stheorie) schließen könnte. In diesem Zusammenhang stellt Rawls das Gedankenexperiment zum „Schleier des Nichtwissens“ vor. Rawls geht in dem Gedankenexperiment davon aus, dass ein Schleier verdeckt, welche Rolle eine Person in der Gesellschaft einnehmen würde. Daraus leitet sich das Nichtwissen über die tatsächliche Rolle in der Gesellschaft ab. Rawls postuliert, dass jede Person denjenigen, der sich in der objektiv schlechtesten Lage befindet, in die Lage versetzen würde, noch am besten zu leben (vgl. Bianchin, Heylighen, 2018, S. 1–22, insb. S. 6). Da die eigene Person sowie die eigenen Präferenzen in dieser Situation nicht bekannt sind, ist es im Interesse aller, sicherzustellen, dass jeder die bestmöglichen Optionen hat. Rawls Theorie könne somit potenziell für eine faire Verteilung von Gütern sorgen. Diese Theorie müsse nun auf Design und eben auch auf Nudging mit Design angewendet werden, um eine gerechte Güterverteilung zu erreichen und die damit verbundene Möglichkeit zu schaffen, die eigenen Ziele zu verwirklichen. Abschließend soll eine weitere Möglichkeit zur Rechtfertigung von Nudging durch Design vorgestellt werden, welche möglicherweise eine praktischere Umsetzung in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten erlaubt.
Ilse Oosterlaken stellt den Capability Approach als Ansatz für Entwicklungsdesign vor (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 91) Dieser Ansatz wurde zuvor von Martha Nussbaum und Amartya Sen entwickelt und verfeinert. Generell postulieren Vertreter des Capability Approach, dass ein ethischer Fokus auf der Ermöglichung und Verbesserung menschlicher Fähigkeiten liege (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 91). Es geht hierbei also um eine Befähigung und nicht um das Vorschreiben von Regeln. Solch ein Ansatz muss dann auch dazu in der Lage sein, für alle verschiedene Ziele eine Befähigung zu liefern. In der praktischen Umsetzung würde dies dann bedeuten, dass verschiedene Faktoren, wie beispielsweise persönliche Faktoren, soziale Faktoren und Umweltfaktoren, berücksichtigt werden müssen. Vertreter eines Capability Approachs halten es für besser, sich auf menschliche Fähigkeiten und nicht auf die Verteilung von Gütern zu beziehen (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 92). So argumentiert Sen, dass einzig eine Güterverteilung nicht zu sozialer Gerechtigkeit führen würde (vgl. Oosterlaken, 2009, S. 92). Folglich stellt sich dann die Frage, welche Fähigkeiten, also Capabilities, man besonders beachten sollte, wenn es um Designentscheidungen geht. Eine passende Auswahl kann hierbei dann wahrscheinlich nur in Anpassung an die individuellen Kontexte der Betroffenen erfolgen. Um herauszufinden, welche Fähigkeiten für die Betroffenen besonders wichtig sind, bieten sich sowohl quantitative als auch qualitative empirische Untersuchungen an. Trotzdem wäre es dem Capability Approach zu Folge möglich, allgemeine Prinzipien auf Designentscheidungen anzuwenden. So könnte eine Stadt beispielsweise flächendeckend Mülleimer mit dem Spruch „Pfand elegant an den Rand“ oder vergleichbare Designentscheidungen einsetzen, um für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Diese Maßnahmen könnten dabei helfen, das Verhalten der Bürger im Kontext spezifischer Umwelt- und Sozialfaktoren gezielt zu beeinflussen und in Einklang mit den Bedürfnissen und Prioritäten zu bringen.
Es wurden insgesamt vier Vorschläge vorgestellt, welche zur Rechtfertigung von Nudges in Form von Behavioral Design beitragen sollten. Der Libertäre Paternalismus sowie eine Theorie basierend auf geteilten Präferenzen erwiesen sich nicht als hinreichend, um den Einsatz von Nudges zu legitimieren. Sowohl Rawls Theorie der Fairness als Gerechtigkeit, als auch der Capability Approach zeigten sich als ergiebiger, um eine ethische Rechtfertigung zu liefern. Der zentrale Gedanke dieser beiden Theorien besteht darin, Menschen dazu zu befähigen, das zu tun, was sie tun möchten. Aufbauend auf diesen theoretischen Vorschlägen sollten dann empirische Untersuchungen durchgeführt werden.
BODY OF KNOWLEDGE
Niklas Jung studiert seit 2021 Philosophie und Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Wintersemester 2023/2024 besuchte er bei Dr. Jakob Krebs das Seminar Theorien zum Designen, welches er mit einer Hausarbeit über die Frage Inwiefern ist Behavioural Design eine Form von Nudging abschloss. Dieser Text ist in großen Teilen Grundlage des vorliegenden Artikels. Zurzeit arbeitet er an seiner Bachelorarbeit, in der es aus bildtheoretischer Sicht um die Frage geht, inwiefern man mit Bildern lügen kann.
Bianchin, Matteo, Ann Heylighen. 2018. Just Design, Design Studies 54 (Januar 2018): 1–22.
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Thaler Richard, Sunstein Cass. 2008. Nudge: improving decisions about health, wealth, and happiness: New Haven: Yale University Press, 2008.
ABOUT US GESTALT ERROR 409
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ILLUSTRATION In Design Limbo Pt.3 Mira Schleinig
BEOBACHTUNG Erfahrungsbericht VW in Wolfsburg 409
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ZITATE Designliteratur in Zitaten 409
PROJEKT GELD GELD GELD Sabeth Wiese
ILLUSTRATION In Design Limbo Pt.2 Mira Schleinig
WATCH Design is [messy] Carl F. Then
PROJEKT Umwandlungen. Gestaltung mit einem Insekt Simon Schmalhorst
INTERVIEW Über Designliteratur Helge Aszmoneit
READ Wie eine Person zu einem Nutzer wurde Franziska Porsch
PROJEKT Glitched about Kreativbranche Sabeth Wiese
ILLLUSTRATION In Design Limbo Pt.1 Mira Schleinig
READ Artificial Intelligence. A Guide for Thinking Humans Carl F. Then
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