Essay: Charlotte Bluhme
Scherben Sammeln?
Mudlarking
JUN 2023
Mit der Zeit verlieren Dinge des alltäglichen Gebrauchs ihren Nutzen, gehen kaputt, werden ersetzt oder verlieren schlicht ihre ästhetische Halbwertszeit – etwas Neues muss her... Die obsoleten Dinge wiederum verschwinden. Sie verschwinden in Mülldeponien, Fluss- und Bachläufen oder werden irgendwo in den Weiten der Natur mal mehr oder mal weniger ökologisch nachhaltig entsorgt. Werden sie wiedergefunden, verraten sie Wissenschaftler:innen etwas über die Zeit, die Menschen und Gesellschaften in denen sie einmal genutzt wurden. Von diesem Zauber lebt auch das Mudlarking. Eine in Deutschland noch recht unbekannte Leidenschaft des privaten Scherbensammelns. Charlotte Bluhme hat uns spannende Einblicke in ihre Scherbensammlung gegeben. Ein Anlass für uns zwei ihrer Texte über ihre Auseinandersetzung mit dem Mudlarking zu veröffentlichen.
"Sie sind wie die Kieselsteine aus dem Märchen von Hänsel und Gretel. Anhaltspunkte für den Weg zurück. Sie rekapitulieren eine verflossene Zeit und zeugen vom Bewusstsein der Vergänglichkeit.
Sie sind Markierungen dafür, dass geworden ist was war. Sie reklamieren Zeitlichkeit und damit zugleich einen eigenen Zeithorizont."
Udo Gößwald – Die Sprache der Dinge
Wenn man mich als Kind gefragt hätte, was ich später mal werden will, hätte ich gesagt: Archäologin. Zusammen mit meinem ebenso geschichtsbegeisterten Cousin wechselten sich die Phasen der Begeisterung für Dinosaurier, die alten Römer oder das Mittelalter immer wieder ab und halten teils bis heute an. Da ich aber schlussendlich keine Archäologin geworden bin und nicht die Möglichkeit habe, an Ausgrabungen teilzunehmen oder vergangene Kulturen zu erforschen, habe ich nach einem Weg Ausschau gehalten, dennoch irgendwie auf die Suche zu gehen und Artefakte zu finden, die mir mehr über vergangene Zeiten erzählen können.
Immer schon laufe ich scannend durch meine Umwelt, den Blick auf den Boden gerichtet, und finde alles Mögliche. Früher oder später bin ich dann unweigerlich durch verschiedene Wege beim sogenannten Mudlarking gelandet. Keine Schlammsportart, wie man eventuell vermuten könnte. Mudlarking ist eine Bewegung aus England, beziehungsweise London, die schon vor etwa 150 Jahren ihren Anfang genommen hat. Menschen aller Altersklassen mit wenigen oder gar keinen Einkommensmöglichkeiten standen knietief im Schlamm der Themse und suchten nach allem, was sich irgendwie zu Geld machen ließ. Diese Arbeit war gefährlich und schadete immens der Gesundheit, da der Fluss auch als Kloake genutzt wurde. Viele der Mudlarker hatten damals kein langes Leben.
Die Idee, an der Themse nach Artefakten vergangener Zeiten zu suchen, ist heutzutage glücklicherweise keine Frage von Leben und Tod mehr, sondern hat sich zu einer interessanten Freizeitbeschäftigung für geschichtsinteressierte Londoner entwickelt. Von Scherben aus der viktorianischen Zeit, über mittelalterliche Goldringe und römische Mosaiken lässt sich bei Ebbe alles an den Ufern finden. Gerade die Gezeiten spielen für Mudlarker eine große Rolle, da die Themse so ständig umgewühlt wird und immer wieder neue Dinge an die Oberfläche gespült werden. Obwohl man für diese weniger wissenschaftliche Art von Archäologie keinen Abschluss braucht, gibt es dennoch einige Einschränkungen, wie beispielsweise die Vorschrift, eine behördliche Genehmigung – die sog. „Permit to Search the Thames Foreshore“ mit sich tragen zu müssen. Auch ist nur erlaubt, das aufzuheben, was man mit bloßem Auge sehen kann. Besonders historisch wertvolle Fundstücke müssen abgegeben, kein einziges, noch so scheinbar wertloses Artefakt darf außer Landes geschafft werden. Mehrere hundert Instagramprofile und Facebookgruppen und einige Bücher gibt es mittlerweile, wo sich die Mudlark-Community über das Thema austauscht und neueste Funde teilt. Es ist offensichtlich, dass es für mich zwar höchst spannend wäre, ebenfalls dort auf die Suche zu gehen, doch sprechen einige Punkte entschieden dagegen: die Entfernung Kassel – London, keine neuen Fundstücke für meine eigene Sammlung und die Gebühr für das Permit.
Damit habe ich mich aber nicht zufriedengeben wollen und so heißt es mittlerweile für mich: Mudlarking in Kassel oder eben an den Orten, wo ich Artefakte und andere Kuriositäten vermute. Und zwar ganz ohne Permit oder andere gesetzliche Vorgaben. Diese Orte sind so vielfältig wie die Geschichten hinter den Fundstücken: Bachläufe, Flußufer, abgerissene Häuser und Parkanlagen. Wo andere Leute vorbei gehen, stecke ich meine Hände richtig in den Dreck oder ins tiefe Wasser, wate durch Bäche oder laufe geduckt, den Blick auf den Grund gerichtet unter zugewachsenen Wegen entlang. Es gibt keine andere Beschäftigung, bei der ich mich so selig und im Einklang fühle.
Meine eigenen, einzigen Vorgaben: Das Fundstück muss ein Muster haben, farbig sein oder originell aussehen. Glasierte Keramikscherben erweisen sich besonders im Wasser als nützlich, da sich diese deutlich von den Steinen oder dem organischen Material abheben. Weiße Scherben ganz ohne eine Besonderheit, beispielsweise, lege ich an den Rand, sodass ich sie nicht ein weiteres Mal aufhebe. Es ist eine durch und durch simple, wie auch für jeden frei zugängliche Beschäftigung an der frischen Luft, ohne große Einschränkungen. Man sollte nur halbwegs gute Augen und keine Angst vor Dreck oder unbekannten Gewässern haben. Gerade während der Corona-Zeit hat sich das Mudlarking für mich als eine der wenigen problemlos umzusetzenden Freizeitaktivitäten erwiesen. Ein Tag, an dem ich Scherben finde, ist ein guter Tag.
Viele würden sich fragen, was ich mit kaputten und alten Scherben anfangen will. Für Archäologen haben meine Scherben ebenfalls keinen besonders hohen Wert. Die Informationen, die man durch einen fixen Ausgrabungsort erhalten kann, sind hier nicht gegeben.
Der britische Maler, Architekt und Gründer des Arts and Crafts Movements, William Morris, der insbesondere für seine floralen und üppigen Muster bekannt ist, schrieb einmal „Have nothing in your house that you don't know to be useful or believe to be beautiful“. Die Scherben und Fundstücke, die sich bei mir in Schuhkartons und Behältern anhäufen, gehören mit Sicherheit nicht unbedingt zu den im Zitat erwähnten nützlichen Dinge, wohl doch auf jeden Fall zu den Schönen. Die Ästhetik spielt hier eine größere Rolle. Ihre Nützlichkeit ist in dem Sinne verloren, dass die Dinge nicht mehr sind, was sie einst waren. Auch diese Objekte wurden einst von Menschen gestaltet und entworfen.
Was aber bleibt, ist der Ausschnitt und Einblick in vergangene Zeiten, welche sonst oft nur in Form von Ausstellungsstücken in Museen zu betrachten oder über jene in Büchern zu lesen ist. Auch lassen die Muster, die Verarbeitung und der Fundort Rückschlüsse auf die Ära zu, in dem die Objekte hergestellt wurden und dienen mir wiederum als Inspiration für neue Muster und letztendlich dieses Projekt. Dieses Gefühl zu wissen, dass ich die Person bin, die ein Objekt, das seit 100 Jahren verschollen war, das erste Mal wieder in den Händen hält, lässt die Zeit dazwischen schrumpfen und eine Verknüpfung zwischen mir und dem oder der ehemaligen Besitzer:in herstellen. Der bekannte Mudlarker und Autor Ted Sandling schreibt in seinem Buch „London in Fragments – A Mudlark's Treasures“:
„Small things are not treasures. They do not make one rich, they do not even sit well on the mantlepiece, outside of a wunderkammer. But what they do give is an unparalleled, incredible, connection to individuals of the past. It is a deep and unsettling feeling, to place your thumb where a potter four hundred years ago placed his, to idly polish a stud button with your finger that hasn't been polished fora couple of centuries. The lightening-bolt bond that flashes between you and someone that history has otherwise forgotten satisfies, or arouses, emotions that typically lie dormant. It crystallises the human need to be connected with our forebears, is a form of animistic ancestor worship.“
Ted Sandling – Autor und Mudlarker
Doch wie geraten die Dinge eigentlich von den ehemaligen Besitzern in die Bäche, Flüsse oder Parkanlagen? An irgendeinem Punkt in der Zeit sind diese, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, kaputt gegangen. Anscheinend so beschädigt, hatten diese keinerleiNutzen mehr und wurden zu Müll. Wie besonders viele Artefakte auf einmal in den Umlauf gebracht wurden, lässt sich folgendermaßenerklären.
Als Reaktion auf den vom nationalsozialistischen Deutschland ausgelösten 2. Weltkrieg, warfen alliierte Fliegerverbände in der Bombennacht vom 22. Oktober 1943 etwa 400.000 Stabbrandbomben auf Kassel ab. Etwa 85% der Wohnungen, 65% der Industrieanlagen und 97% des Altstadtkerns, der aus hauptsächlich leicht entzündlichen Fachwerkhäusern bestand, brannten in dieser Nacht ab. 10.000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Auch ich weiß vonVerwandten, die in ihrem eigenen Keller verbrannten. Das Stadtbild war nicht mehr das Gleiche.
Bei dieser Zerstörung entstand gezwungenermaßen eine enorme Menge an Trümmerschutt. Die Menschen, die den Kriegüberlebten, aber ihre Häuser verloren, bekamen Bezugsscheine für die noch brauchbaren und nützlichen Teile der Schuttberge, wiebeispielsweise intakte Ziegel oder Backsteine, um sich etwas Neues aufbauen zu können. Alles andere dennoch, wurde mühselig beiseite geschafft. Auf Plätze wo der unbrauchbare Müll hingebracht wurde, errichtete man neue Häuser oder lies jene mit Pflanzen und Bäumen überwachsen. So wurde Platz für Schönes und Neues geschaffen und die Vergangenheit war auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen.
Nun ist es aber so, dass im Laufe der Zeit die Dinge doch wieder von der Natur an die Oberfläche gespuckt werden. Der Soziologe Bernhard Giesen zieht in seinem Text „Der Müll und das Heilige“ einen Vergleich von Müll zu Trauma, welcher mir sehr passend zum Thema Trümmerschutt erscheint:
„Das Trauma der Überlebenden einer Gewalttat ist zunächst in den Körpern eingeschlossen, das Unerträgliche kann nicht erzählt werden, der wache Alltag leugnet es nicht selten, nur in den abgeschiedenen Kammern des Traums taucht es auf. In ähnlicher Weise wie die traumatisierende Gewalttat ist auch der Müll für uns unerträglich. Seine Gegenwart muss verborgen und verpackt, den Blicken entzogen und geruchsdicht verschlossen werden. Solange er wahrgenommen werden muss, bleibt ein skandalöser und gefährlicher Hinweis auf die Sterblichkeit der Dinge. Während das Trauma durch zeitliche Distanz erträglich und am Ende vergessen wird, bewältigen wir den Müll durch räumliche Entfernung. Denn für die Welt der profanen und nützlichen Dinge gilt ein verschärftesGegenwartsverbot. Der Hinweis auf Vergänglichkeit, auf unaufhaltsamen Zerfall, auf den unvermeidlichen Verbrauchstod der Dinge ist hier ein Skandal, der nur durch das Auftauchen immer neuer, frischerer und gebrauchstüchtiger Dinge verdeckt werden kann.“
Berhard Giesen – Soziologe
Interview mit Dr. Irina Görner
Fragen: Charlotte Bluhme
Um mich mit Expert*innen auf dem Gebiet der Fundstücke bzw. Scherben auszutauschen, habe ich im Laufe des Projekts Kontakt zu Dr. Irina Görner, der Leiterin der Sammlung für Vor- und Frühgeschichte der Museumslandschaft Hessen Kassel, aufgenommen. Wir trafen uns zusammen mit der Leiterin für Volkskunde, Dr. Martina Lüdicke, um meine Scherbensammlung zu begutachten. Beispielsweise konnte ich so erfahren, dass mein ältestes Fundstück, eine braune Scherbe mit schlieriger Glasur, eineWeserkeramikscherbe aus dem 16. Jahrhundert ist. Trotz dessen, dass ich schon im Laufe der Zeit einiges an Wissen über Keramik, Porzellan oder andere besondere Fundstücke gesammelt habe, konnte ich doch noch einen tieferen Einblick in die Arbeit von denen erlangen, die sich beruflich mit Fundstücken befassen. Besonders schön war auch, anderen Menschen zu begegnen, die eine ganz ähnliche Faszination für Geschichte und alte Objekte hegen wie ich.
Charlotte: Wie sind Sie zur Archäologie gekommen? War es schon immer Ihr Berufswunsch?
Dr. Irina Görner: Ja, schon als Kind wollte ich unbedingt Archäologin werden. Ich habe damals sogar Kontakt zu einigen Archäologen am Museum meiner Heimatstadt aufgenommen, die mich mal zu einer Ausgrabung mitgenommen und quasi beraten haben, was Studienrichtung angeht. Das hat mir damals ziemlich weitergeholfen. Es war nämlich gar nicht so einfach, herauszufinden, wo man das studieren kann und welche Voraussetzungen man mitbringen muss.
Charlotte: Was fasziniert Sie so an Ihrem Fachgebiet der Vor- und Frühgeschichte?
Dr. Irina Görner: Ich glaube, die Tatsache, dass man aus sehr wenigen Resten doch noch viel über das Leben in der Vergangenheit lernen kann. Und genau das macht den Reiz aus: Wie haben die Menschen vor tausenden von Jahren ihren Alltag gemeistert, für den wir heute so vieleHilfsmittel haben. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass die Geschehnisse in der Vergangenheit unser jetziges Leben so sehr beeinflussen: Wenn wir heute beispielsweise ein Brot essen, dann deshalb, weil auch die Menschen Mitteleuropas vor 7500 Jahrenallmählich zur sesshaften Lebensweise als Ackerbauern und Viehzüchter übergegangen sind.
Charlotte: Wie sieht der Arbeitsalltag in Ihrem Beruf aus?
Dr. Irina Görner: Dazu muss man sagen, dass es „den Archäologen“ nicht gibt. Die Tätigkeiten unterscheiden sich sehr, je nachdem, ob man in der Bodendenkmalpflege, bei einer Grabungsfirma, an der Universität oder eben wie ich im Museum arbeitet. Am Museum nimmt manbeispielsweise kaum noch an Grabungen teil, auch die universitäre Lehre spielt hier eine sehr untergeordnete Rolle. Stattdessenbesteht ein guter Teil der Arbeit darin, beispielsweise Führungen oder Ausstellungen zu konzipieren oder auch wissenschaftliche Anfragen aller Art zu beantworten. Im Falle der Sammlung hier, kommt noch eine spezielle Aufgabe dazu, die einen erheblichen Teilder Arbeitszeit ausmacht: Wir sind Fundarchiv für die hessischen Bodenfunde des Regierungsbezirkes Kassel. Das bedeutet, dass einGroßteil der Bodenfunde der nordhessischen Landkreise zu uns gelangt und hier archiviert wird. Die Funde müssen dann gesichtet, katalogisiert, digital erfasst und verpackt werden. Das ist unglaublich arbeitsintensiv, aber bietet eben auch die Möglichkeit, immer wieder neue spannende Funde sehen zu können.
Charlotte: Wie laufen Grabungen ab? Welche Werkzeuge werden dabei benötigt?
Dr. Irina Görner: Da muss ich gleich mal mit einem Klischee aufräumen: Einen Pinsel braucht man sehr selten. Eine Ausgrabung beginnt meist mit demEinsatz von Baggern, die die oberste Erdschicht, den Mutterboden entfernen. Dann kann man in den darunterliegenden Schichten diemenschlichen Eingriffe oft deutlich erkennen: Gruben, Gräber, Mauern, Gräben, Feuerstellen, Brunnen, Pfostenlöcher usw. Hat maneinen so genannten Befund erkannt, wird er vermessen und dann genauer untersucht. Man legt zum Beispiel einen Querschnitt an, schaut, ob es Schichtungen innerhalb der jeweiligen Verfüllung gibt, wie tief er erhalten ist und welche Form er hat.
Dazu braucht man meist Spaten, Schaufel und Hacke, später dann eine kleine Kelle, aber kaum einen Pinsel. Das ganze wird gezeichnet, vermessen, fotografiert und ausführlich dokumentiert. Schließlich ist der Befund nach der Ausgrabung weg – späternochmal nachschauen geht also nicht. Dann prüft man, ob es Funde im Befund gib, also etwa Scherben, Steingeräte, Tierknochen, Metallreste, organische Reste usw. Auch hier wird wieder alles dokumentiert und dann geborgen und vielleicht auch Proben genommen. Im Idealfall kann man dadurch dann am Ende von einer Fundstelle beispielsweise sagen, wie groß die Siedlung war, wie die Häuser aussahen oder wie alt das Ganze ist. Also erstmal viel Kleinarbeit, um dann daraus am Ende einen größeren Einblick in die Vergangenheit dieses einen speziellen Fundortes zu bekommen.
Charlotte: Was fasziniert Sie besonders an den gefundenen Artefakten, wie beispielsweise Scherben?
Dr. Irina Görner: Am meisten oftmals die Tatsache, dass wir da ein Objekt in den Händen halten, das vor manchmal tausenden von Jahren jemand mit Mühe und oft sehr großem Können gefertigt hat. Manchmal finden sich ja sogar ganz persönliche Spuren des einstigen Herstellersgerade bei Keramik: Etwa wenn der ehemalige Topf mit Fingertupfen verziert wurde, dann hat man da die Fingerspuren eines Menschen vor sich, der vor sehr langer Zeit genau an diesem Ort gelebt hat.
Charlotte: Wie werden die Artefakte eingeordnet, analysiert, kategorisiert und/oder dokumentiert?
Dr. Irina Görner: Meistens durch Vergleiche. Inzwischen verfügen wir über ein ziemlich gutes Gerüst an Informationen zur Datierung vieler Gegenstände. Wenn einige Objekte aus gut dokumentierten und erhaltenen Befunden stammen, etwa einem Grab, dann gibt es auch immer mal naturwissenschaftliche Datierungen durch die C14 Methode oder die Dendrochronologie, also eine Datierung durch die Jahrringmuster von Bäumen. So gibt es relativ sichere Daten, zwischen denen meist dann auch die einzeln gefundenen Artefakte eingeordnet werden können. Dabei helfen Beobachtungen zur Herstellungstechnik, den verwendeten Materialien oder auch bestimmte Formen. Auch Vergleiche über die Regionen hinweg helfen weiter. So läßt sich dann eben beispielsweise bei einer Scherbe mit einem bestimmten Linienmuster eindeutig sagen, dass sie von den ersten Bauern vor 7500 Jahren gefertigt wurden, selbst wennsie ganz alleine oberflächlich gefunden wurde. Man darf sich aber nichts vormachen, oft gelingt eine genaue Einordnung auch nicht und erst durch weitere ergänzende Funde vom selben Fundplatz kann man dann oft erst Jahre später dem Charakter und der Datierung des jeweiligen Fundplatzes näher kommen.
Charlotte: Was kann man aus den gefundenen Artefakten lernen? Welche Erkenntnisse kann man in allgemeiner Hinsicht oder auch für das Lebenin der Gegenwart daraus ziehen?
Dr. Irina Görner: Eine ganze Menge! Einmal gibt es im Speziellen manchmal durchaus etwas zu lernen: Etwa, warum manche Regionen eher dünnbesiedelt sind, ob es beispielsweise dort in der Vergangenheit häufig Überschwemmungen gab, die Bodenqualität extrem ungünstig war oder wie es mit der Wasserversorgung stand. Spannender scheint mir aber die Frage nach dem Allgemeinen. Wir sehen, dassunsere Vorfahren mit Kreativität, Neugier und Erfindungsreichtum die vielfältigsten Herausforderungen gemeistert haben! Es bliebihnen auch nicht viel anderes übrig, wer überleben wollte, musste eine Lösung für das gerade anstehende Problem finden und unsere heutigen Probleme unterscheiden sich dabei oftmals nur in ihrer Globalität von denen unserer Vorfahren. Energiekrisen, Klimawandel oder Wanderungsbewegungen stellten die Gesellschaft damals wie heute vor immer neue Herausforderungen. Dabei waren die Probleme damals erheblich akuter und bedrohlicher, als wir das heute meist erleben: Eine Missernte musste beispielsweise soforteine Reaktion nach sich ziehen, sonst war die Gruppe verloren. Es mussten also schneller Entscheidungen und Lösungen her als heute. Wir leben heute weitaus unverbindlicher. Fehlentscheidungen hatten in der Vergangenheit meist unmittelbare Konsequenzen:Habe ich alle Bäume abgeholzt, muss ich mir einen neuen Siedlungsplatz suchen. Was aber damals relativ problemlos möglich war, nämlich woanders neu anfangen, klappt heute nicht mehr gut und da entstehen die Probleme, wie etwa durch Umweltzerstörung oder auch Verschmutzung. Vielleicht sollten wir also wieder lernen, dass unser Handeln heute Folgen für morgen hat, für die wir dann auchgeradestehen müssen.
Charlotte: Können Sie sich an ein bestimmtes Artefakt erinnern, welches Ihnen speziell im Gedächtnis geblieben ist? Und wenn ja, weshalb?
Dr. Irina Görner: Am meisten faszinieren mich Missgeschicke, weil man damit sofort einen persönlichen Zugang zu dem Artefakt und seinem Hersteller bekommt. Also etwa Herstellungsfehler, Flickspuren und Ähnliches. Daher ist mein Lieblingsstück eine rund 2700 Jahre alte Schale aus der Eisenzeit, die eine Art umlaufendes Zick- Zackmuster auf dem Rand trägt. Als der Hersteller aber bei derMusteranbringung wieder am Anfang angekommen war, hat er festgestellt, dass er bei „Zick“ war, obwohl er bei „Zack“ hätte sein sollen. Ich frage mich da immer, ob er wohl geflucht hat, als er sein Versehen bemerkt hat.
Charlotte: Was halten Sie von sogenannten Hobby-Archäologen wie beispielsweise Mudlarker*innen oder aber auch Sondelgänger*innen?
Dr. Irina Görner: Das muss man differenziert sehen. Viele Menschen interessieren sich für Archäologie und möchten ihr Interesse zu ihrem Hobby machen. Daran ist ja erstmal nichts Verwerfliches, das Interesse für die eigene Vergangenheit ist ja etwas Gutes. Ein Problem wird es,wenn die Menschen bestehende Gesetze ignorieren und auf eigene Faust Ausgrabungen vornehmen. Dabei ist es erstmal egal, ob mitoder ohne Metalldetektor. Auch wer in einer mittelalterlichen Burganlage oder einem Töpfereibezirk ohne die Hilfe einer Sonde umgräbt, macht sich strafbar. Und vor allem zerstört er die Zusammenhänge und macht die Funde damit wissenschaftlich wertlos. Für die Archäologen ist es wichtig wie etwas lag, in welcher Tiefe, mit welchen Dingen zusammen, in welcher Position, wie das umgebende Erdreich beschaffen ist oder ob das Objekt beispielsweise in einer Grube lag. All diese Informationen gehen verloren, wenn ein Objekt einfach aus der Erde gerissen wird. Da kann das Objekt noch so schön sein, die Informationen wären wichtiger gewesen! Dabei können ehrenamtliche Helfer wichtige Hilfe leisten, etwa indem sie – mit Erlaubnis und Kenntnis des Landesamtes für Denkmalpflege – oberflächliche Begehungen durchführen und die dabei gemachten Funde uns so einen Einblick in die tieferen Erdschichten liefern. Wichtig ist dabei immer die Meldung der archäologischen Funde und vor allem die sorgfältige Dokumentation:Wo genau wurde etwas gefunden. Dabei reicht eben nicht eine Angabe wie „beim Spazierengehen irgendwo auf dem Feld“. Der Drang zur Schatzsuche, der in den meisten Menschen steckt, ist für die Archäologen daher ein großes Problem, denn die illegal aus der Erde gerissenen Stücke sind für der Beurteilung eines Fundplatzes für immer unwiederbringlich zerstört und verloren.
Einschub: Da ich grundsätzlich an Orten wie Bachläufen oder Flussufern suche, sind die Scherben die ich finde, fürArchäolog*innen erstmal „wertlos“, da diese ihre für die Archäologie wertvollen Informationen verloren haben oder einfach zu neuzeitlich sind. Durch beispielsweise die Bewegung des Wassers ändern die Fundstücke ständig ihre Position und können nichtmehr konkret datiert werden.
Charlotte: Wie können Sie sich die Faszination der Menschen für das Sammeln erklären? Wie weit reicht dieses Phänomen in die Geschichtezurück?
Dr. Irina Görner: Dinge die besonders waren, erfreuen und erfreuten sich großer Beliebtheit. So importierten sich die Menschen einer jungsteinzeitlichen Periode Steinbeile aus einem besonderen grünen Stein oder die Menschen der Eisenzeit beschafften sich in jenerZeit Glasperlen und Glasarmringe. Und wir sind ja heute noch genauso: Wer etwas Ungewöhnliches findet oder erhält, hebt es erstmal auf. Das scheint ganz natürlich zu sein. Manchmal verbinden wir mit bestimmten Dingen Erinnerungen an einen Ort oder ein Erlebnis, das sind dann so Dinge wie Urlaubsmitbringsel, die Muschel der Nordsee oder der Kerzenständer aus Bali. Manchmal sind die Dinge nur kurios und wir heben sie deshalb auf: der grüne Stein inmitten von grauen oder das Holzstück, das wie eine Schlangeaussieht. Das ging offenbar schon unseren Vorfahren so, immer wieder finden sich beispielsweise in Gräbern komische Dinge: weiße Kieselsteine oder Versteinerungen beispielsweise. So ganz verschieden scheinen wir also nicht zu sein.
BODY OF KNOWLEDGE
Lara Maiklem: A Field Guide to Larking: Beachcombing. Mudlarking. Fieldwalking and More
Ted Sandling: London in Fragments: A Mudlark’s Treasures
Udo Gößwald: Die Erbschaft der Dinge. Eine Studie zur subjektiven Bedeutung von Dingen der materiellen Kultur
Insta-Accounts
→ @tedsandling
→ @foreshoreseashore
→ @muddlarks
→ @london.mudlark
→ @museumderdinge
Artikel zur sog. Doves Type – einer Schriftart, die in der Themse versenkt und nun wieder digital verfügbar gemacht wurde:→
→ typespec.co.uk/doves-type
Essay: Charlotte Bluhme
Scherben Sammeln?
Mudlarking
JUN 2023
Mit der Zeit verlieren Dinge des alltäglichen Gebrauchs ihren Nutzen, gehen kaputt, werden ersetzt oder verlieren schlicht ihre ästhetische Halbwertszeit – etwas Neues muss her... Die obsoleten Dinge wiederum verschwinden. Sie verschwinden in Mülldeponien, Fluss- und Bachläufen oder werden irgendwo in den Weiten der Natur mal mehr oder mal weniger ökologisch nachhaltig entsorgt. Werden sie wiedergefunden, verraten sie Wissenschaftler:innen etwas über die Zeit, die Menschen und Gesellschaften in denen sie einmal genutzt wurden. Von diesem Zauber lebt auch das Mudlarking. Eine in Deutschland noch recht unbekannte Leidenschaft des privaten Scherbensammelns. Charlotte Bluhme hat uns spannende Einblicke in ihre Scherbensammlung gegeben. Ein Anlass für uns zwei ihrer Texte über ihre Auseinandersetzung mit dem Mudlarking zu veröffentlichen.
"Sie sind wie die Kieselsteine aus dem Märchen von Hänsel und Gretel. Anhaltspunkte für den Weg zurück. Sie rekapitulieren eine verflossene Zeit und zeugen vom Bewusstsein der Vergänglichkeit.
Sie sind Markierungen dafür, dass geworden ist was war. Sie reklamieren Zeitlichkeit und damit zugleich einen eigenen Zeithorizont."
Udo Gößwald – Die Sprache der Dinge
Wenn man mich als Kind gefragt hätte, was ich später mal werden will, hätte ich gesagt: Archäologin. Zusammen mit meinem ebenso geschichtsbegeisterten Cousin wechselten sich die Phasen der Begeisterung für Dinosaurier, die alten Römer oder das Mittelalter immer wieder ab und halten teils bis heute an. Da ich aber schlussendlich keine Archäologin geworden bin und nicht die Möglichkeit habe, an Ausgrabungen teilzunehmen oder vergangene Kulturen zu erforschen, habe ich nach einem Weg Ausschau gehalten, dennoch irgendwie auf die Suche zu gehen und Artefakte zu finden, die mir mehr über vergangene Zeiten erzählen können.
Immer schon laufe ich scannend durch meine Umwelt, den Blick auf den Boden gerichtet, und finde alles Mögliche. Früher oder später bin ich dann unweigerlich durch verschiedene Wege beim sogenannten Mudlarking gelandet. Keine Schlammsportart, wie man eventuell vermuten könnte. Mudlarking ist eine Bewegung aus England, beziehungsweise London, die schon vor etwa 150 Jahren ihren Anfang genommen hat. Menschen aller Altersklassen mit wenigen oder gar keinen Einkommensmöglichkeiten standen knietief im Schlamm der Themse und suchten nach allem, was sich irgendwie zu Geld machen ließ. Diese Arbeit war gefährlich und schadete immens der Gesundheit, da der Fluss auch als Kloake genutzt wurde. Viele der Mudlarker hatten damals kein langes Leben.
Die Idee, an der Themse nach Artefakten vergangener Zeiten zu suchen, ist heutzutage glücklicherweise keine Frage von Leben und Tod mehr, sondern hat sich zu einer interessanten Freizeitbeschäftigung für geschichtsinteressierte Londoner entwickelt. Von Scherben aus der viktorianischen Zeit, über mittelalterliche Goldringe und römische Mosaiken lässt sich bei Ebbe alles an den Ufern finden. Gerade die Gezeiten spielen für Mudlarker eine große Rolle, da die Themse so ständig umgewühlt wird und immer wieder neue Dinge an die Oberfläche gespült werden. Obwohl man für diese weniger wissenschaftliche Art von Archäologie keinen Abschluss braucht, gibt es dennoch einige Einschränkungen, wie beispielsweise die Vorschrift, eine behördliche Genehmigung – die sog. „Permit to Search the Thames Foreshore“ mit sich tragen zu müssen. Auch ist nur erlaubt, das aufzuheben, was man mit bloßem Auge sehen kann. Besonders historisch wertvolle Fundstücke müssen abgegeben, kein einziges, noch so scheinbar wertloses Artefakt darf außer Landes geschafft werden. Mehrere hundert Instagramprofile und Facebookgruppen und einige Bücher gibt es mittlerweile, wo sich die Mudlark-Community über das Thema austauscht und neueste Funde teilt. Es ist offensichtlich, dass es für mich zwar höchst spannend wäre, ebenfalls dort auf die Suche zu gehen, doch sprechen einige Punkte entschieden dagegen: die Entfernung Kassel – London, keine neuen Fundstücke für meine eigene Sammlung und die Gebühr für das Permit.
Damit habe ich mich aber nicht zufriedengeben wollen und so heißt es mittlerweile für mich: Mudlarking in Kassel oder eben an den Orten, wo ich Artefakte und andere Kuriositäten vermute. Und zwar ganz ohne Permit oder andere gesetzliche Vorgaben. Diese Orte sind so vielfältig wie die Geschichten hinter den Fundstücken: Bachläufe, Flußufer, abgerissene Häuser und Parkanlagen. Wo andere Leute vorbei gehen, stecke ich meine Hände richtig in den Dreck oder ins tiefe Wasser, wate durch Bäche oder laufe geduckt, den Blick auf den Grund gerichtet unter zugewachsenen Wegen entlang. Es gibt keine andere Beschäftigung, bei der ich mich so selig und im Einklang fühle.
Meine eigenen, einzigen Vorgaben: Das Fundstück muss ein Muster haben, farbig sein oder originell aussehen. Glasierte Keramikscherben erweisen sich besonders im Wasser als nützlich, da sich diese deutlich von den Steinen oder dem organischen Material abheben. Weiße Scherben ganz ohne eine Besonderheit, beispielsweise, lege ich an den Rand, sodass ich sie nicht ein weiteres Mal aufhebe. Es ist eine durch und durch simple, wie auch für jeden frei zugängliche Beschäftigung an der frischen Luft, ohne große Einschränkungen. Man sollte nur halbwegs gute Augen und keine Angst vor Dreck oder unbekannten Gewässern haben. Gerade während der Corona-Zeit hat sich das Mudlarking für mich als eine der wenigen problemlos umzusetzenden Freizeitaktivitäten erwiesen. Ein Tag, an dem ich Scherben finde, ist ein guter Tag.
Viele würden sich fragen, was ich mit kaputten und alten Scherben anfangen will. Für Archäologen haben meine Scherben ebenfalls keinen besonders hohen Wert. Die Informationen, die man durch einen fixen Ausgrabungsort erhalten kann, sind hier nicht gegeben.
Der britische Maler, Architekt und Gründer des Arts and Crafts Movements, William Morris, der insbesondere für seine floralen und üppigen Muster bekannt ist, schrieb einmal „Have nothing in your house that you don't know to be useful or believe to be beautiful“. Die Scherben und Fundstücke, die sich bei mir in Schuhkartons und Behältern anhäufen, gehören mit Sicherheit nicht unbedingt zu den im Zitat erwähnten nützlichen Dinge, wohl doch auf jeden Fall zu den Schönen. Die Ästhetik spielt hier eine größere Rolle. Ihre Nützlichkeit ist in dem Sinne verloren, dass die Dinge nicht mehr sind, was sie einst waren. Auch diese Objekte wurden einst von Menschen gestaltet und entworfen.
Was aber bleibt, ist der Ausschnitt und Einblick in vergangene Zeiten, welche sonst oft nur in Form von Ausstellungsstücken in Museen zu betrachten oder über jene in Büchern zu lesen ist. Auch lassen die Muster, die Verarbeitung und der Fundort Rückschlüsse auf die Ära zu, in dem die Objekte hergestellt wurden und dienen mir wiederum als Inspiration für neue Muster und letztendlich dieses Projekt. Dieses Gefühl zu wissen, dass ich die Person bin, die ein Objekt, das seit 100 Jahren verschollen war, das erste Mal wieder in den Händen hält, lässt die Zeit dazwischen schrumpfen und eine Verknüpfung zwischen mir und dem oder der ehemaligen Besitzer:in herstellen. Der bekannte Mudlarker und Autor Ted Sandling schreibt in seinem Buch „London in Fragments – A Mudlark's Treasures“:
„Small things are not treasures. They do not make one rich, they do not even sit well on the mantlepiece, outside of a wunderkammer. But what they do give is an unparalleled, incredible, connection to individuals of the past. It is a deep and unsettling feeling, to place your thumb where a potter four hundred years ago placed his, to idly polish a stud button with your finger that hasn't been polished fora couple of centuries. The lightening-bolt bond that flashes between you and someone that history has otherwise forgotten satisfies, or arouses, emotions that typically lie dormant. It crystallises the human need to be connected with our forebears, is a form of animistic ancestor worship.“
Ted Sandling – Autor und Mudlarker
Doch wie geraten die Dinge eigentlich von den ehemaligen Besitzern in die Bäche, Flüsse oder Parkanlagen? An irgendeinem Punkt in der Zeit sind diese, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, kaputt gegangen. Anscheinend so beschädigt, hatten diese keinerleiNutzen mehr und wurden zu Müll. Wie besonders viele Artefakte auf einmal in den Umlauf gebracht wurden, lässt sich folgendermaßenerklären.
Als Reaktion auf den vom nationalsozialistischen Deutschland ausgelösten 2. Weltkrieg, warfen alliierte Fliegerverbände in der Bombennacht vom 22. Oktober 1943 etwa 400.000 Stabbrandbomben auf Kassel ab. Etwa 85% der Wohnungen, 65% der Industrieanlagen und 97% des Altstadtkerns, der aus hauptsächlich leicht entzündlichen Fachwerkhäusern bestand, brannten in dieser Nacht ab. 10.000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Auch ich weiß vonVerwandten, die in ihrem eigenen Keller verbrannten. Das Stadtbild war nicht mehr das Gleiche.
Bei dieser Zerstörung entstand gezwungenermaßen eine enorme Menge an Trümmerschutt. Die Menschen, die den Kriegüberlebten, aber ihre Häuser verloren, bekamen Bezugsscheine für die noch brauchbaren und nützlichen Teile der Schuttberge, wiebeispielsweise intakte Ziegel oder Backsteine, um sich etwas Neues aufbauen zu können. Alles andere dennoch, wurde mühselig beiseite geschafft. Auf Plätze wo der unbrauchbare Müll hingebracht wurde, errichtete man neue Häuser oder lies jene mit Pflanzen und Bäumen überwachsen. So wurde Platz für Schönes und Neues geschaffen und die Vergangenheit war auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen.
Nun ist es aber so, dass im Laufe der Zeit die Dinge doch wieder von der Natur an die Oberfläche gespuckt werden. Der Soziologe Bernhard Giesen zieht in seinem Text „Der Müll und das Heilige“ einen Vergleich von Müll zu Trauma, welcher mir sehr passend zum Thema Trümmerschutt erscheint:
„Das Trauma der Überlebenden einer Gewalttat ist zunächst in den Körpern eingeschlossen, das Unerträgliche kann nicht erzählt werden, der wache Alltag leugnet es nicht selten, nur in den abgeschiedenen Kammern des Traums taucht es auf. In ähnlicher Weise wie die traumatisierende Gewalttat ist auch der Müll für uns unerträglich. Seine Gegenwart muss verborgen und verpackt, den Blicken entzogen und geruchsdicht verschlossen werden. Solange er wahrgenommen werden muss, bleibt ein skandalöser und gefährlicher Hinweis auf die Sterblichkeit der Dinge. Während das Trauma durch zeitliche Distanz erträglich und am Ende vergessen wird, bewältigen wir den Müll durch räumliche Entfernung. Denn für die Welt der profanen und nützlichen Dinge gilt ein verschärftesGegenwartsverbot. Der Hinweis auf Vergänglichkeit, auf unaufhaltsamen Zerfall, auf den unvermeidlichen Verbrauchstod der Dinge ist hier ein Skandal, der nur durch das Auftauchen immer neuer, frischerer und gebrauchstüchtiger Dinge verdeckt werden kann.“
Berhard Giesen – Soziologe
Interview mit Dr. Irina Görner
Fragen: Charlotte Bluhme
Um mich mit Expert*innen auf dem Gebiet der Fundstücke bzw. Scherben auszutauschen, habe ich im Laufe des Projekts Kontakt zu Dr. Irina Görner, der Leiterin der Sammlung für Vor- und Frühgeschichte der Museumslandschaft Hessen Kassel, aufgenommen. Wir trafen uns zusammen mit der Leiterin für Volkskunde, Dr. Martina Lüdicke, um meine Scherbensammlung zu begutachten. Beispielsweise konnte ich so erfahren, dass mein ältestes Fundstück, eine braune Scherbe mit schlieriger Glasur, eineWeserkeramikscherbe aus dem 16. Jahrhundert ist. Trotz dessen, dass ich schon im Laufe der Zeit einiges an Wissen über Keramik, Porzellan oder andere besondere Fundstücke gesammelt habe, konnte ich doch noch einen tieferen Einblick in die Arbeit von denen erlangen, die sich beruflich mit Fundstücken befassen. Besonders schön war auch, anderen Menschen zu begegnen, die eine ganz ähnliche Faszination für Geschichte und alte Objekte hegen wie ich.
Charlotte: Wie sind Sie zur Archäologie gekommen? War es schon immer Ihr Berufswunsch?
Dr. Irina Görner: Ja, schon als Kind wollte ich unbedingt Archäologin werden. Ich habe damals sogar Kontakt zu einigen Archäologen am Museum meiner Heimatstadt aufgenommen, die mich mal zu einer Ausgrabung mitgenommen und quasi beraten haben, was Studienrichtung angeht. Das hat mir damals ziemlich weitergeholfen. Es war nämlich gar nicht so einfach, herauszufinden, wo man das studieren kann und welche Voraussetzungen man mitbringen muss.
Charlotte: Was fasziniert Sie so an Ihrem Fachgebiet der Vor- und Frühgeschichte?
Dr. Irina Görner: Ich glaube, die Tatsache, dass man aus sehr wenigen Resten doch noch viel über das Leben in der Vergangenheit lernen kann. Und genau das macht den Reiz aus: Wie haben die Menschen vor tausenden von Jahren ihren Alltag gemeistert, für den wir heute so vieleHilfsmittel haben. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass die Geschehnisse in der Vergangenheit unser jetziges Leben so sehr beeinflussen: Wenn wir heute beispielsweise ein Brot essen, dann deshalb, weil auch die Menschen Mitteleuropas vor 7500 Jahrenallmählich zur sesshaften Lebensweise als Ackerbauern und Viehzüchter übergegangen sind.
Charlotte: Wie sieht der Arbeitsalltag in Ihrem Beruf aus?
Dr. Irina Görner: Dazu muss man sagen, dass es „den Archäologen“ nicht gibt. Die Tätigkeiten unterscheiden sich sehr, je nachdem, ob man in der Bodendenkmalpflege, bei einer Grabungsfirma, an der Universität oder eben wie ich im Museum arbeitet. Am Museum nimmt manbeispielsweise kaum noch an Grabungen teil, auch die universitäre Lehre spielt hier eine sehr untergeordnete Rolle. Stattdessenbesteht ein guter Teil der Arbeit darin, beispielsweise Führungen oder Ausstellungen zu konzipieren oder auch wissenschaftliche Anfragen aller Art zu beantworten. Im Falle der Sammlung hier, kommt noch eine spezielle Aufgabe dazu, die einen erheblichen Teilder Arbeitszeit ausmacht: Wir sind Fundarchiv für die hessischen Bodenfunde des Regierungsbezirkes Kassel. Das bedeutet, dass einGroßteil der Bodenfunde der nordhessischen Landkreise zu uns gelangt und hier archiviert wird. Die Funde müssen dann gesichtet, katalogisiert, digital erfasst und verpackt werden. Das ist unglaublich arbeitsintensiv, aber bietet eben auch die Möglichkeit, immer wieder neue spannende Funde sehen zu können.
Charlotte: Wie laufen Grabungen ab? Welche Werkzeuge werden dabei benötigt?
Dr. Irina Görner: Da muss ich gleich mal mit einem Klischee aufräumen: Einen Pinsel braucht man sehr selten. Eine Ausgrabung beginnt meist mit demEinsatz von Baggern, die die oberste Erdschicht, den Mutterboden entfernen. Dann kann man in den darunterliegenden Schichten diemenschlichen Eingriffe oft deutlich erkennen: Gruben, Gräber, Mauern, Gräben, Feuerstellen, Brunnen, Pfostenlöcher usw. Hat maneinen so genannten Befund erkannt, wird er vermessen und dann genauer untersucht. Man legt zum Beispiel einen Querschnitt an, schaut, ob es Schichtungen innerhalb der jeweiligen Verfüllung gibt, wie tief er erhalten ist und welche Form er hat.
Dazu braucht man meist Spaten, Schaufel und Hacke, später dann eine kleine Kelle, aber kaum einen Pinsel. Das ganze wird gezeichnet, vermessen, fotografiert und ausführlich dokumentiert. Schließlich ist der Befund nach der Ausgrabung weg – späternochmal nachschauen geht also nicht. Dann prüft man, ob es Funde im Befund gib, also etwa Scherben, Steingeräte, Tierknochen, Metallreste, organische Reste usw. Auch hier wird wieder alles dokumentiert und dann geborgen und vielleicht auch Proben genommen. Im Idealfall kann man dadurch dann am Ende von einer Fundstelle beispielsweise sagen, wie groß die Siedlung war, wie die Häuser aussahen oder wie alt das Ganze ist. Also erstmal viel Kleinarbeit, um dann daraus am Ende einen größeren Einblick in die Vergangenheit dieses einen speziellen Fundortes zu bekommen.
Charlotte: Was fasziniert Sie besonders an den gefundenen Artefakten, wie beispielsweise Scherben?
Dr. Irina Görner: Am meisten oftmals die Tatsache, dass wir da ein Objekt in den Händen halten, das vor manchmal tausenden von Jahren jemand mit Mühe und oft sehr großem Können gefertigt hat. Manchmal finden sich ja sogar ganz persönliche Spuren des einstigen Herstellersgerade bei Keramik: Etwa wenn der ehemalige Topf mit Fingertupfen verziert wurde, dann hat man da die Fingerspuren eines Menschen vor sich, der vor sehr langer Zeit genau an diesem Ort gelebt hat.
Charlotte: Wie werden die Artefakte eingeordnet, analysiert, kategorisiert und/oder dokumentiert?
Dr. Irina Görner: Meistens durch Vergleiche. Inzwischen verfügen wir über ein ziemlich gutes Gerüst an Informationen zur Datierung vieler Gegenstände. Wenn einige Objekte aus gut dokumentierten und erhaltenen Befunden stammen, etwa einem Grab, dann gibt es auch immer mal naturwissenschaftliche Datierungen durch die C14 Methode oder die Dendrochronologie, also eine Datierung durch die Jahrringmuster von Bäumen. So gibt es relativ sichere Daten, zwischen denen meist dann auch die einzeln gefundenen Artefakte eingeordnet werden können. Dabei helfen Beobachtungen zur Herstellungstechnik, den verwendeten Materialien oder auch bestimmte Formen. Auch Vergleiche über die Regionen hinweg helfen weiter. So läßt sich dann eben beispielsweise bei einer Scherbe mit einem bestimmten Linienmuster eindeutig sagen, dass sie von den ersten Bauern vor 7500 Jahren gefertigt wurden, selbst wennsie ganz alleine oberflächlich gefunden wurde. Man darf sich aber nichts vormachen, oft gelingt eine genaue Einordnung auch nicht und erst durch weitere ergänzende Funde vom selben Fundplatz kann man dann oft erst Jahre später dem Charakter und der Datierung des jeweiligen Fundplatzes näher kommen.
Charlotte: Was kann man aus den gefundenen Artefakten lernen? Welche Erkenntnisse kann man in allgemeiner Hinsicht oder auch für das Lebenin der Gegenwart daraus ziehen?
Dr. Irina Görner: Eine ganze Menge! Einmal gibt es im Speziellen manchmal durchaus etwas zu lernen: Etwa, warum manche Regionen eher dünnbesiedelt sind, ob es beispielsweise dort in der Vergangenheit häufig Überschwemmungen gab, die Bodenqualität extrem ungünstig war oder wie es mit der Wasserversorgung stand. Spannender scheint mir aber die Frage nach dem Allgemeinen. Wir sehen, dassunsere Vorfahren mit Kreativität, Neugier und Erfindungsreichtum die vielfältigsten Herausforderungen gemeistert haben! Es bliebihnen auch nicht viel anderes übrig, wer überleben wollte, musste eine Lösung für das gerade anstehende Problem finden und unsere heutigen Probleme unterscheiden sich dabei oftmals nur in ihrer Globalität von denen unserer Vorfahren. Energiekrisen, Klimawandel oder Wanderungsbewegungen stellten die Gesellschaft damals wie heute vor immer neue Herausforderungen. Dabei waren die Probleme damals erheblich akuter und bedrohlicher, als wir das heute meist erleben: Eine Missernte musste beispielsweise soforteine Reaktion nach sich ziehen, sonst war die Gruppe verloren. Es mussten also schneller Entscheidungen und Lösungen her als heute. Wir leben heute weitaus unverbindlicher. Fehlentscheidungen hatten in der Vergangenheit meist unmittelbare Konsequenzen:Habe ich alle Bäume abgeholzt, muss ich mir einen neuen Siedlungsplatz suchen. Was aber damals relativ problemlos möglich war, nämlich woanders neu anfangen, klappt heute nicht mehr gut und da entstehen die Probleme, wie etwa durch Umweltzerstörung oder auch Verschmutzung. Vielleicht sollten wir also wieder lernen, dass unser Handeln heute Folgen für morgen hat, für die wir dann auchgeradestehen müssen.
Charlotte: Können Sie sich an ein bestimmtes Artefakt erinnern, welches Ihnen speziell im Gedächtnis geblieben ist? Und wenn ja, weshalb?
Dr. Irina Görner: Am meisten faszinieren mich Missgeschicke, weil man damit sofort einen persönlichen Zugang zu dem Artefakt und seinem Hersteller bekommt. Also etwa Herstellungsfehler, Flickspuren und Ähnliches. Daher ist mein Lieblingsstück eine rund 2700 Jahre alte Schale aus der Eisenzeit, die eine Art umlaufendes Zick- Zackmuster auf dem Rand trägt. Als der Hersteller aber bei derMusteranbringung wieder am Anfang angekommen war, hat er festgestellt, dass er bei „Zick“ war, obwohl er bei „Zack“ hätte sein sollen. Ich frage mich da immer, ob er wohl geflucht hat, als er sein Versehen bemerkt hat.
Charlotte: Was halten Sie von sogenannten Hobby-Archäologen wie beispielsweise Mudlarker*innen oder aber auch Sondelgänger*innen?
Dr. Irina Görner: Das muss man differenziert sehen. Viele Menschen interessieren sich für Archäologie und möchten ihr Interesse zu ihrem Hobby machen. Daran ist ja erstmal nichts Verwerfliches, das Interesse für die eigene Vergangenheit ist ja etwas Gutes. Ein Problem wird es,wenn die Menschen bestehende Gesetze ignorieren und auf eigene Faust Ausgrabungen vornehmen. Dabei ist es erstmal egal, ob mitoder ohne Metalldetektor. Auch wer in einer mittelalterlichen Burganlage oder einem Töpfereibezirk ohne die Hilfe einer Sonde umgräbt, macht sich strafbar. Und vor allem zerstört er die Zusammenhänge und macht die Funde damit wissenschaftlich wertlos. Für die Archäologen ist es wichtig wie etwas lag, in welcher Tiefe, mit welchen Dingen zusammen, in welcher Position, wie das umgebende Erdreich beschaffen ist oder ob das Objekt beispielsweise in einer Grube lag. All diese Informationen gehen verloren, wenn ein Objekt einfach aus der Erde gerissen wird. Da kann das Objekt noch so schön sein, die Informationen wären wichtiger gewesen! Dabei können ehrenamtliche Helfer wichtige Hilfe leisten, etwa indem sie – mit Erlaubnis und Kenntnis des Landesamtes für Denkmalpflege – oberflächliche Begehungen durchführen und die dabei gemachten Funde uns so einen Einblick in die tieferen Erdschichten liefern. Wichtig ist dabei immer die Meldung der archäologischen Funde und vor allem die sorgfältige Dokumentation:Wo genau wurde etwas gefunden. Dabei reicht eben nicht eine Angabe wie „beim Spazierengehen irgendwo auf dem Feld“. Der Drang zur Schatzsuche, der in den meisten Menschen steckt, ist für die Archäologen daher ein großes Problem, denn die illegal aus der Erde gerissenen Stücke sind für der Beurteilung eines Fundplatzes für immer unwiederbringlich zerstört und verloren.
Einschub: Da ich grundsätzlich an Orten wie Bachläufen oder Flussufern suche, sind die Scherben die ich finde, fürArchäolog*innen erstmal „wertlos“, da diese ihre für die Archäologie wertvollen Informationen verloren haben oder einfach zu neuzeitlich sind. Durch beispielsweise die Bewegung des Wassers ändern die Fundstücke ständig ihre Position und können nichtmehr konkret datiert werden.
Charlotte: Wie können Sie sich die Faszination der Menschen für das Sammeln erklären? Wie weit reicht dieses Phänomen in die Geschichtezurück?
Dr. Irina Görner: Dinge die besonders waren, erfreuen und erfreuten sich großer Beliebtheit. So importierten sich die Menschen einer jungsteinzeitlichen Periode Steinbeile aus einem besonderen grünen Stein oder die Menschen der Eisenzeit beschafften sich in jenerZeit Glasperlen und Glasarmringe. Und wir sind ja heute noch genauso: Wer etwas Ungewöhnliches findet oder erhält, hebt es erstmal auf. Das scheint ganz natürlich zu sein. Manchmal verbinden wir mit bestimmten Dingen Erinnerungen an einen Ort oder ein Erlebnis, das sind dann so Dinge wie Urlaubsmitbringsel, die Muschel der Nordsee oder der Kerzenständer aus Bali. Manchmal sind die Dinge nur kurios und wir heben sie deshalb auf: der grüne Stein inmitten von grauen oder das Holzstück, das wie eine Schlangeaussieht. Das ging offenbar schon unseren Vorfahren so, immer wieder finden sich beispielsweise in Gräbern komische Dinge: weiße Kieselsteine oder Versteinerungen beispielsweise. So ganz verschieden scheinen wir also nicht zu sein.
BODY OF KNOWLEDGE
Lara Maiklem: A Field Guide to Larking: Beachcombing. Mudlarking. Fieldwalking and More
Ted Sandling: London in Fragments: A Mudlark’s Treasures
Udo Gößwald: Die Erbschaft der Dinge. Eine Studie zur subjektiven Bedeutung von Dingen der materiellen Kultur
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Artikel zur sog. Doves Type – einer Schriftart, die in der Themse versenkt und nun wieder digital verfügbar gemacht wurde:→
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