Glossar: Sabeth Wiese
Präzision ist egal, „strategisch“ im Titel klingt halt gut
FEB 2025
Wer für den holistischen, frühzeitigen Einsatz von Design und einen Platz am Tisch des Top-Managements für Design wirbt, muss mit wohlklingenden Begriffen um sich werfen: Design Leadership, strategisches Design, Design-led Innovation, Design-led Strategy, Design Management, DesignOps, Design Thinking, Experience…
Perfekt definieren kann ich diese Begriffe nicht, aber bisher dachte ich, dass ich doch gut verstehe, was sie meinen. Aber diese Begriffe sind fies: je tiefer man in Definitionen eintaucht, umso mehr entgleiten scheinen sie einem zu entgleiten. Kann es sein, dass wir viele nicht konsistent verwenden?
Dabei schafft an vielen Stellen die Designwissenschaft Klarheit, wo sie sich in die Innovationswissen hineinbewegt und sich Nicht-Designer:innen erklären muss. Im Folgenden habe ich Definitionen zu Design (im Unternehmenskontext), Strategischem Design, design leadership, Design Management, Design Ops und Design(erly) Thinking zusammengetragen.
Design (im Unternehmenskontext)
Design wird meist nach Herbert Simon definiert als “transformation of existing conditions into preferred ones” (1996, S. 111). So populär, wie diese Definition auch ist, so wenig hilfreich ist sie, da sie keine geeignete Abgrenzung von anderen Disziplinen wie den Ingenieurswissenschaften oder nicht mal von der BWL als prozessgestaltende Disziplin ermöglicht (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 124).
Sahakian und Jouini (vgl. 2023, S. 735f.) hingegen bieten eine Übersicht über verschiedene Ansätze an, Design zu charakterisieren: über die Herangehensweise an Probleme (vgl. Brown, Barry, 2011, S. 383), als Mindset und Einstellung (vgl. Schweitzer et al., 2016, S.71), als Praktiken (vgl. Dell'Era et al., 2020, S. 328), als Themen (user focus, problem framing, visualization, experimentation, and diversity)(vgl. Carlgren et al., 2016, S.46), als Prozess (needsfinding, brainstorming, and prototyping)(vgl. Seidel, Fixson, 2013, S. 20f.), als Werkzeug (vgl. Liedtka, 2015, S. 929) und als Kultur (vgl. Carlgren, BenMahmoud-Jouini, 2022, S.46). Sahakian und Jouini (vgl. 2023, S. 736) charakterisieren Design als Dynamic Capability, eben so wie Cautela et al. (vgl. 2022, S.4).
Was die unterschiedlichen Ansätze einer Definition eint, ist das Herausstellen einer nutzerzentrierten, empathischen und iterativen Herangehensweise, die in professioneller kreativer Praxis gründet. Vorteil dieser vageren Definition ist, dass sie das Design auch in unterschiedlichen Rollen umfasst.
Diese Definition bestätigt das Bauchgefühl vieler Designerinnen, sie macht deutlich, wie wesentlich Kultur, Einstellungen und Mindset neben den „harten“ Kompetenzen für die Definition von Design ist. Weil sich die inhaltlichen Aspekte dabei gleichen, fasse ich hier kulturelle und mentale Dimension unter dem Oberbegriff disziplinäre Haltung zusammen.
Die disziplinäre Haltung von Design bzw. Design(erly) Thinking bestehen aus einem Fokus auf
Empathie, qualitativer Forschung und Tests zur Generierung von Wissen,
einer langfristigem Zeitwahrnehmung, die geprägt ist durch Iterationen verschiedener Arbeitsmodi,
intrinsischer Motivation durch Entwicklung von Stakeholder Value,
einer kritischen Grundhaltung und Offenheit gegenüber Ambiguität und Risiko als Möglichkeit zu lernen,
der Wahrnehmung von Emotionalität als Stärke in der Zusammenarbeit,
einer starken Präferenz für inklusive Kollaboration diverser Stakeholder,
Autonomie statt Regeln und Hierarchie,
externen Input als Inspiration und Korrektiv,
einem Action Bias.
(Carlgren, BenMahmoud-Jouini, 2022, S. 52; Schweitzer et al., 2016, S. 77ff.)
Strategisches Design
Strategisches Design wird vor allem in Stellenausschreibungen und der Praktikerliteratur oft erwähnt, aber ist ein sogar für Designverhältnisse besonders ungenauer Begriff. Immer beinhaltet er eine besonders frühzeitige und dabei holistische Anwendung von Design im Produktentwicklungsprozess, wobei manche stärker auf die Ausrichtung auf die strategischen Ziele des Unternehmens eingehen (vgl. Grimsgaard, 2023, S. XI), während sich andere mehr auf externe Aspekte wie Nachhaltigkeit oder Anthropologie beziehen (vgl. Bürdek, 2015, S. 199f.).
Damit deutet sich weniger eine klassische Disziplin an, die mit spezifischen Methoden spezifische Objekte gestaltet, sondern die Art der Umsetzung anderer Designdisziplinen mit größerem Einsatzfeld und zusätzlichen Kompetenzen.
Design Leadership, Design Management und DesignOps
Die beiden Begriffe Design Leadership und Design Management werden gelegentlich widersprüchlich verwendet, was daran liegen mag, dass Management- als Führungsrolle Leadership und Management vereint (vgl. Kotter, 1990, S. 103ff.), während es auch Management- als Planungsrollen gibt, die nur Organisation, aber keine Führung beinhalten (z.B. oft im Projektmanagement).
Design Leader (auch Design Manager genannt) leiten die Designteams (vgl. Quint, 2022, S. 2) innerhalb von Unternehmenseinheiten oder darüber hinweg, entwickeln die Zusammenarbeit mit anderen Funktionen und entwerfen im Hinblick auf die Unternehmens- und Geschäftsfeldstrategien die Funktionalstrategie bzw. das strategische Programm der Designfunktion (vgl. Quint, et al., 2022, S. 112). Die höchstmögliche, aber selten besetzte Rolle ist der Chief Design Officer (CDO). Von manchen wird Einfluss auf den strategischen Ebenen als Teil der Design Leadership bzw. Design Management als Teil der Definition formuliert (vgl. Design Management Institute (DMI) Definition Design Management zitiert nach Bürdek, 2015, S. 197).
Design Management (auch DesignOps bzw. Design Operations genannt) beschäftigt sich der Optimierung der Effektivität und Effizienz bestehender Designprozesse. (Vgl. Quint et al., 2022, S. 381)
Design(erly) Thinking
Design(erly) Thinking ist entstanden durch die Isolierung vom Design als Problemlösungsprozess von der Formgebung (Vgl. Magistretti et al., 2022, S. 2). Dennoch haben sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Diskurse zu dem Thema entwickelt: Designerly Thinking reflektiert die Kompetenzen von Design aus der Binnenperspektive der Designdisziplin, während Design Thinking aus dem Übertrag für Nicht-Designer:innen vereinfachter Designmethoden in den Managementdiskurs entstanden ist (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 123; Wrigley et al., 2020, S.126).
In diesem Sinne meint Design Thinking einen formalisierten Methodensatz, der oft im Rahmen von interdisziplinären und Stakeholder-übergreifenden Workshops eingesetzt wird (FEHLT). Wie Design allgemein lebt auch Design Thinking von einer nutzerzentrierten, empathischen und iterativen Herangehensweise.
Auf der Perspektive dieser Zweiteilung in Designerly und Design Thinking sind die Bauchschmerzen vieler Designer:innen bei Erwähnung von Design Thinking nachvollziehbar. Johansson-Sköldberg, Woodilla und Çetinkaya (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 124) kommen zu dem Schluss, dass Designerly Thinking mehr intellektuelle Tiefe mitbringt und charkterisieren folgende Sub-Diskurse:
Design and designerly thinking as the creation of artefacts (Simon, 1969).
Design and designerly thinking as a reflexive practice (Schön, 1983).
Design and designerly thinking as a problem-solving activity (Buchanan, 1992 based on Rittel and Webber, 1973).
Design and designerly thinking as a way of reasoning/making sense of things (Lawson, 2006 [1980]; Cross, 2006, 2011).
Design and designerly thinking as creation of meaning (Krippendorff, 2006)
BODY OF KNOWLEDGE
Intro von Sabeth
Buchanan, R. (1992) Wicked Problems in Design Thinking. Design Issues, 8, 5–21.
Bürdek, B. E. (2015): Design. Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung, 4. Auf., Basel 2015 (Erstaufl. 1991)
Brown, T./Katz B. (2011): Change by Design, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. 28 (2011), H. 3
Carlgren, L. et al. (2016a): Framing Design Thinking: The Concept in Idea and Enactment, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 25 (2016), H. 1
Carlgren, L./BenMahmoud-Jouini, S. (2022): When cultures collide: What can we learn from frictions in the implementation of design thinking?, in: Journal of Product Innovation Management, 39. Jg. (2022), H. 1
Cautela, C. et al. (2022): Microfoundations of Dynamic Design Capabilities: An Empirical Analysis of ‘Excellent’ Italian Design Firms, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. (2022), H. 1
Cross, N. (1999) Design Research: A Disciplined Conversation. Design Issues, Jg. 15, 5–10.
Dell'Era, C. et al. (2020): Four Kinds of Design Thinking: From Ideating to Making, Engaging, and Criticizing, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 29 (2020), H. 2
Johansson-Sköldberg, U. et al. (2013): Design Thinking: Past, Present and Possible Futures, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 22 (2013), H. 2, S
Grimsgaard, W. (2023): Design and strategy. A step-by-step guide. 1. Aufl., London 2023
Lawson, B. (2006 [1980]) How Designers Think: The Design Process Demyistfied, 4th edn. Architectual Press, Oxford.
Kotter, J. P. (1990): What Leaders really do, in: Harvard Business Review, Jg. (1990), H. 3
Krippendorff, K. (2006) The Semantic Turn: A New Foundation for Design. Taylor and Francis, Boca Raton
Liedtka, J. (2015): Perspective: Linking Design Thinking with Innovation Outcomes through Cognitive Bias Reduction: Design Thinking, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. 32 (2015), H. 6
Magistretti, S. et al. (2022): Framing the multifaceted nature of design thinking in addressing different innovation purposes, in: Long Range Planning, Jg. 55 (2022), H. 5
Quint, E. et al. (2022): Design leadership ignited. Elevating design at scale, 1. Aufl., Stanford 2022
Rittel, H. and Webber, M. (1973) Dilemmas in a General Theory of Planning. Policy Sciences, 5, 155–69.
Sahakian, J./BenMahmoud Jouini, S. (2023): Building design as a dynamic capability: A model for design integration, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. (2023), H. 5
Schön, D. (1983) The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books, Cambridge, MA.
Schweitzer, J. et al. (2016): The Design Thinking Mindset: An Assessment of What we Know and What we See in Practice, in: Journal of Design, Business & Society Jg. 2 (2016), H. 1
Seidel, V. P./ Fixson, S. K. (2013): Adopting Design Thinking in Novice Multidisciplinary Teams: The Application and Limits of Design Methods and Reflexive Practices, in: Journal of Product Innovation Management Jg. 30 (2013), H. 12
Simon, H. A. (1996): The Sciences of the Artificial. 3. Aufl., Cambridge 1996
Wrigley, C. et al. (2020): Implementing Design Thinking: Understanding Organizational Conditions, in: California Management Review, Jg. 62 (2020), H. 2
Glossar: Sabeth Wiese
Präzision ist egal, „strategisch“ im Titel klingt halt gut
FEB 2025
Wer für den holistischen, frühzeitigen Einsatz von Design und einen Platz am Tisch des Top-Managements für Design wirbt, muss mit wohlklingenden Begriffen um sich werfen: Design Leadership, strategisches Design, Design-led Innovation, Design-led Strategy, Design Management, DesignOps, Design Thinking, Experience…
Perfekt definieren kann ich diese Begriffe nicht, aber bisher dachte ich, dass ich doch gut verstehe, was sie meinen. Aber diese Begriffe sind fies: je tiefer man in Definitionen eintaucht, umso mehr entgleiten scheinen sie einem zu entgleiten. Kann es sein, dass wir viele nicht konsistent verwenden?
Dabei schafft an vielen Stellen die Designwissenschaft Klarheit, wo sie sich in die Innovationswissen hineinbewegt und sich Nicht-Designer:innen erklären muss. Im Folgenden habe ich Definitionen zu Design (im Unternehmenskontext), Strategischem Design, design leadership, Design Management, Design Ops und Design(erly) Thinking zusammengetragen.
Design (im Unternehmenskontext)
Design wird meist nach Herbert Simon definiert als “transformation of existing conditions into preferred ones” (1996, S. 111). So populär, wie diese Definition auch ist, so wenig hilfreich ist sie, da sie keine geeignete Abgrenzung von anderen Disziplinen wie den Ingenieurswissenschaften oder nicht mal von der BWL als prozessgestaltende Disziplin ermöglicht (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 124).
Sahakian und Jouini (vgl. 2023, S. 735f.) hingegen bieten eine Übersicht über verschiedene Ansätze an, Design zu charakterisieren: über die Herangehensweise an Probleme (vgl. Brown, Barry, 2011, S. 383), als Mindset und Einstellung (vgl. Schweitzer et al., 2016, S.71), als Praktiken (vgl. Dell'Era et al., 2020, S. 328), als Themen (user focus, problem framing, visualization, experimentation, and diversity)(vgl. Carlgren et al., 2016, S.46), als Prozess (needsfinding, brainstorming, and prototyping)(vgl. Seidel, Fixson, 2013, S. 20f.), als Werkzeug (vgl. Liedtka, 2015, S. 929) und als Kultur (vgl. Carlgren, BenMahmoud-Jouini, 2022, S.46). Sahakian und Jouini (vgl. 2023, S. 736) charakterisieren Design als Dynamic Capability, eben so wie Cautela et al. (vgl. 2022, S.4).
Was die unterschiedlichen Ansätze einer Definition eint, ist das Herausstellen einer nutzerzentrierten, empathischen und iterativen Herangehensweise, die in professioneller kreativer Praxis gründet. Vorteil dieser vageren Definition ist, dass sie das Design auch in unterschiedlichen Rollen umfasst.
Diese Definition bestätigt das Bauchgefühl vieler Designerinnen, sie macht deutlich, wie wesentlich Kultur, Einstellungen und Mindset neben den „harten“ Kompetenzen für die Definition von Design ist. Weil sich die inhaltlichen Aspekte dabei gleichen, fasse ich hier kulturelle und mentale Dimension unter dem Oberbegriff disziplinäre Haltung zusammen.
Die disziplinäre Haltung von Design bzw. Design(erly) Thinking bestehen aus einem Fokus auf
Empathie, qualitativer Forschung und Tests zur Generierung von Wissen,
einer langfristigem Zeitwahrnehmung, die geprägt ist durch Iterationen verschiedener Arbeitsmodi,
intrinsischer Motivation durch Entwicklung von Stakeholder Value,
einer kritischen Grundhaltung und Offenheit gegenüber Ambiguität und Risiko als Möglichkeit zu lernen,
der Wahrnehmung von Emotionalität als Stärke in der Zusammenarbeit,
einer starken Präferenz für inklusive Kollaboration diverser Stakeholder,
Autonomie statt Regeln und Hierarchie,
externen Input als Inspiration und Korrektiv,
einem Action Bias.
(Carlgren, BenMahmoud-Jouini, 2022, S. 52; Schweitzer et al., 2016, S. 77ff.)
Strategisches Design
Strategisches Design wird vor allem in Stellenausschreibungen und der Praktikerliteratur oft erwähnt, aber ist ein sogar für Designverhältnisse besonders ungenauer Begriff. Immer beinhaltet er eine besonders frühzeitige und dabei holistische Anwendung von Design im Produktentwicklungsprozess, wobei manche stärker auf die Ausrichtung auf die strategischen Ziele des Unternehmens eingehen (vgl. Grimsgaard, 2023, S. XI), während sich andere mehr auf externe Aspekte wie Nachhaltigkeit oder Anthropologie beziehen (vgl. Bürdek, 2015, S. 199f.).
Damit deutet sich weniger eine klassische Disziplin an, die mit spezifischen Methoden spezifische Objekte gestaltet, sondern die Art der Umsetzung anderer Designdisziplinen mit größerem Einsatzfeld und zusätzlichen Kompetenzen.
Design Leadership, Design Management und DesignOps
Die beiden Begriffe Design Leadership und Design Management werden gelegentlich widersprüchlich verwendet, was daran liegen mag, dass Management- als Führungsrolle Leadership und Management vereint (vgl. Kotter, 1990, S. 103ff.), während es auch Management- als Planungsrollen gibt, die nur Organisation, aber keine Führung beinhalten (z.B. oft im Projektmanagement).
Design Leader (auch Design Manager genannt) leiten die Designteams (vgl. Quint, 2022, S. 2) innerhalb von Unternehmenseinheiten oder darüber hinweg, entwickeln die Zusammenarbeit mit anderen Funktionen und entwerfen im Hinblick auf die Unternehmens- und Geschäftsfeldstrategien die Funktionalstrategie bzw. das strategische Programm der Designfunktion (vgl. Quint, et al., 2022, S. 112). Die höchstmögliche, aber selten besetzte Rolle ist der Chief Design Officer (CDO). Von manchen wird Einfluss auf den strategischen Ebenen als Teil der Design Leadership bzw. Design Management als Teil der Definition formuliert (vgl. Design Management Institute (DMI) Definition Design Management zitiert nach Bürdek, 2015, S. 197).
Design Management (auch DesignOps bzw. Design Operations genannt) beschäftigt sich der Optimierung der Effektivität und Effizienz bestehender Designprozesse. (Vgl. Quint et al., 2022, S. 381)
Design(erly) Thinking
Design(erly) Thinking ist entstanden durch die Isolierung vom Design als Problemlösungsprozess von der Formgebung (Vgl. Magistretti et al., 2022, S. 2). Dennoch haben sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Diskurse zu dem Thema entwickelt: Designerly Thinking reflektiert die Kompetenzen von Design aus der Binnenperspektive der Designdisziplin, während Design Thinking aus dem Übertrag für Nicht-Designer:innen vereinfachter Designmethoden in den Managementdiskurs entstanden ist (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 123; Wrigley et al., 2020, S.126).
In diesem Sinne meint Design Thinking einen formalisierten Methodensatz, der oft im Rahmen von interdisziplinären und Stakeholder-übergreifenden Workshops eingesetzt wird (FEHLT). Wie Design allgemein lebt auch Design Thinking von einer nutzerzentrierten, empathischen und iterativen Herangehensweise.
Auf der Perspektive dieser Zweiteilung in Designerly und Design Thinking sind die Bauchschmerzen vieler Designer:innen bei Erwähnung von Design Thinking nachvollziehbar. Johansson-Sköldberg, Woodilla und Çetinkaya (vgl. Johansson-Sköldberg et al., 2013, S. 124) kommen zu dem Schluss, dass Designerly Thinking mehr intellektuelle Tiefe mitbringt und charkterisieren folgende Sub-Diskurse:
Design and designerly thinking as the creation of artefacts (Simon, 1969).
Design and designerly thinking as a reflexive practice (Schön, 1983).
Design and designerly thinking as a problem-solving activity (Buchanan, 1992 based on Rittel and Webber, 1973).
Design and designerly thinking as a way of reasoning/making sense of things (Lawson, 2006 [1980]; Cross, 2006, 2011).
Design and designerly thinking as creation of meaning (Krippendorff, 2006)
BODY OF KNOWLEDGE
Intro von Sabeth
Buchanan, R. (1992) Wicked Problems in Design Thinking. Design Issues, 8, 5–21.
Bürdek, B. E. (2015): Design. Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung, 4. Auf., Basel 2015 (Erstaufl. 1991)
Brown, T./Katz B. (2011): Change by Design, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. 28 (2011), H. 3
Carlgren, L. et al. (2016a): Framing Design Thinking: The Concept in Idea and Enactment, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 25 (2016), H. 1
Carlgren, L./BenMahmoud-Jouini, S. (2022): When cultures collide: What can we learn from frictions in the implementation of design thinking?, in: Journal of Product Innovation Management, 39. Jg. (2022), H. 1
Cautela, C. et al. (2022): Microfoundations of Dynamic Design Capabilities: An Empirical Analysis of ‘Excellent’ Italian Design Firms, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. (2022), H. 1
Cross, N. (1999) Design Research: A Disciplined Conversation. Design Issues, Jg. 15, 5–10.
Dell'Era, C. et al. (2020): Four Kinds of Design Thinking: From Ideating to Making, Engaging, and Criticizing, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 29 (2020), H. 2
Johansson-Sköldberg, U. et al. (2013): Design Thinking: Past, Present and Possible Futures, in: Creativity and Innovation Management, Jg. 22 (2013), H. 2, S
Grimsgaard, W. (2023): Design and strategy. A step-by-step guide. 1. Aufl., London 2023
Lawson, B. (2006 [1980]) How Designers Think: The Design Process Demyistfied, 4th edn. Architectual Press, Oxford.
Kotter, J. P. (1990): What Leaders really do, in: Harvard Business Review, Jg. (1990), H. 3
Krippendorff, K. (2006) The Semantic Turn: A New Foundation for Design. Taylor and Francis, Boca Raton
Liedtka, J. (2015): Perspective: Linking Design Thinking with Innovation Outcomes through Cognitive Bias Reduction: Design Thinking, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. 32 (2015), H. 6
Magistretti, S. et al. (2022): Framing the multifaceted nature of design thinking in addressing different innovation purposes, in: Long Range Planning, Jg. 55 (2022), H. 5
Quint, E. et al. (2022): Design leadership ignited. Elevating design at scale, 1. Aufl., Stanford 2022
Rittel, H. and Webber, M. (1973) Dilemmas in a General Theory of Planning. Policy Sciences, 5, 155–69.
Sahakian, J./BenMahmoud Jouini, S. (2023): Building design as a dynamic capability: A model for design integration, in: Journal of Product Innovation Management, Jg. (2023), H. 5
Schön, D. (1983) The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books, Cambridge, MA.
Schweitzer, J. et al. (2016): The Design Thinking Mindset: An Assessment of What we Know and What we See in Practice, in: Journal of Design, Business & Society Jg. 2 (2016), H. 1
Seidel, V. P./ Fixson, S. K. (2013): Adopting Design Thinking in Novice Multidisciplinary Teams: The Application and Limits of Design Methods and Reflexive Practices, in: Journal of Product Innovation Management Jg. 30 (2013), H. 12
Simon, H. A. (1996): The Sciences of the Artificial. 3. Aufl., Cambridge 1996
Wrigley, C. et al. (2020): Implementing Design Thinking: Understanding Organizational Conditions, in: California Management Review, Jg. 62 (2020), H. 2
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