Rezension: Carl Friedrich Then
Google Design
Design is
[messy]
MÄR 2022
Was ist eigentlich Design? – Dieser Frage hat sich Google Design zwischen 2018 und 2020 in einer mehrteiligen Vortragsreihe gewidmet. In knapp 30 Vorträgen sollte dabei aus verschiedensten Perspektiven betrachtet werden, was denn Design eigentlich ist, welche Erfahrungen gemacht wurden und was Design vielleicht in Zukunft sein könnte. Vielversprechend ist dabei der Ansatz, die einzelnen Vorträge kurz und knapp mit lediglich einem Wort zu attribuieren. Das dient natürlich zum einen der Übersichtlichkeit, verdeutlicht aber auch im Kontext der anderen Vorträge die Vielschichtigkeit alles dessen, was unter dem Begriff des Designs firmiert. So finden sich Vorträge mit den Titeln Design is: dreaming, curious, protopian, speculative oder aber equitable.
Vor dem Hintergrund gerade auch dieser Vielstimmigkeit ist insbesondere der Beitrag Design is [messy] interessant. Gehalten wird dieser Vortrag von Nick Foster und Christian Ervin, die beide bei X, the moonshot factory (sozusagen einer Art Forschungslabor von Alphabet Inc.) arbeiten. An dem Vortrag ist vor allem die historische und theoretische Dichte beachtenswert, aus der die beiden den aus dem modernen Funktionalismus hervorgehenden solutionism kritisieren. Eindrücklich zeigen sie, dass Design eben nicht nur der heilsbringende Problemlöser ist, sondern oft nur ein Problem löst, um damit wiederum eine Vielzahl neuer Probleme zu schaffen. Keineswegs wollen sie aber damit sagen, dass die Disziplin des Designs nutzlos und aussichtslos ist. Vielmehr soll die Illusion genommen werden, dass Design ausschließlich perfekte Lösungen und Strategien schafft, um damit den Problemen dieser Welt zu begegnen. Die Welt – so die Kernaussage – ist messy und komplex, und lässt sich vielleicht nicht unbedingt nur in starren Designprozessen und endgültigen Lösungen denken. So schlagen sie vor, aufmerksam zu bleiben, über den Tellerrand hinauszublicken und auch Gewohntes und Erprobtes in Frage zu stellen.
P.S.: Ich habe natürlich nicht alle Vorträge gesehen. Mein Eindruck war, – und das basiert quasi nur auf einer Stichprobe – dass die Qualität vieler Vorträge recht durchwachsen ist. Ungeachtet dessen ist es natürlich interessant, wenn sich eine Entität wie Google Design an einer diskursiven Beschreibung des Designs versucht.
BODY OF KNOWLEDGE
Addendum
Speaking of complexity: Das Santa Fe-Institut in den USA beschäftigt sich mit Fragen der Komplexität in Biologie, Physik und Technologie. Wer sich dafür interessiert, dürfte hier auf einige spannende Wissenschaftler:innen stoßen. Es gibt auch einen Podcast des Instituts mit zahlreichen teilweise auch sehr speziellen und abseitigen Themen.
→ Santa Fe Institute
→ Podcast des Instituts
Rezension: Carl Friedrich Then
Google Design
Design is
[messy]
MÄR 2022
Was ist eigentlich Design? – Dieser Frage hat sich Google Design zwischen 2018 und 2020 in einer mehrteiligen Vortragsreihe gewidmet. In knapp 30 Vorträgen sollte dabei aus verschiedensten Perspektiven betrachtet werden, was denn Design eigentlich ist, welche Erfahrungen gemacht wurden und was Design vielleicht in Zukunft sein könnte. Vielversprechend ist dabei der Ansatz, die einzelnen Vorträge kurz und knapp mit lediglich einem Wort zu attribuieren. Das dient natürlich zum einen der Übersichtlichkeit, verdeutlicht aber auch im Kontext der anderen Vorträge die Vielschichtigkeit alles dessen, was unter dem Begriff des Designs firmiert. So finden sich Vorträge mit den Titeln Design is: dreaming, curious, protopian, speculative oder aber equitable.
Vor dem Hintergrund gerade auch dieser Vielstimmigkeit ist insbesondere der Beitrag Design is [messy] interessant. Gehalten wird dieser Vortrag von Nick Foster und Christian Ervin, die beide bei X, the moonshot factory (sozusagen einer Art Forschungslabor von Alphabet Inc.) arbeiten. An dem Vortrag ist vor allem die historische und theoretische Dichte beachtenswert, aus der die beiden den aus dem modernen Funktionalismus hervorgehenden solutionism kritisieren. Eindrücklich zeigen sie, dass Design eben nicht nur der heilsbringende Problemlöser ist, sondern oft nur ein Problem löst, um damit wiederum eine Vielzahl neuer Probleme zu schaffen. Keineswegs wollen sie aber damit sagen, dass die Disziplin des Designs nutzlos und aussichtslos ist. Vielmehr soll die Illusion genommen werden, dass Design ausschließlich perfekte Lösungen und Strategien schafft, um damit den Problemen dieser Welt zu begegnen. Die Welt – so die Kernaussage – ist messy und komplex, und lässt sich vielleicht nicht unbedingt nur in starren Designprozessen und endgültigen Lösungen denken. So schlagen sie vor, aufmerksam zu bleiben, über den Tellerrand hinauszublicken und auch Gewohntes und Erprobtes in Frage zu stellen.
P.S.: Ich habe natürlich nicht alle Vorträge gesehen. Mein Eindruck war, – und das basiert quasi nur auf einer Stichprobe – dass die Qualität vieler Vorträge recht durchwachsen ist. Ungeachtet dessen ist es natürlich interessant, wenn sich eine Entität wie Google Design an einer diskursiven Beschreibung des Designs versucht.
BODY OF KNOWLEDGE
Addendum
Speaking of complexity: Das Santa Fe-Institut in den USA beschäftigt sich mit Fragen der Komplexität in Biologie, Physik und Technologie. Wer sich dafür interessiert, dürfte hier auf einige spannende Wissenschaftler:innen stoßen. Es gibt auch einen Podcast des Instituts mit zahlreichen teilweise auch sehr speziellen und abseitigen Themen.
→ Santa Fe Institute
→ Podcast des Instituts
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