Rezension: Carl Friedrich Then

Melanie Kurz und
Thilo Schwer

Geschichte des Designs

JAN 2023

Einführungen sind so eine Sache. Ihnen haftet immer etwas Langweiliges und Unterkomplexes an. Sowas benutzt man in der Schule oder vielleicht in den ersten Semestern, aber nicht doch als gebildeter und erwachsener Mensch. Aber in einer Welt, die immer komplexer wird, übernehmen sie eine zunehmend wichtigere Aufgabe: nämlich Wissen einfach und kompakt zugänglich zu machen. Darüber hinaus erfüllen Einführungen aber noch eine weitere wichtige Funktion: und zwar konsolidieren sie einen Kanon. Das ist besonders für das Design von Bedeutung, denn es gibt, gerade was die Designgeschichte sowie die -theorie angeht, nur wenige bis gar keine umfassenden Standardwerke, die sich beispielsweise an einer (internationalen) Designgeschichte versuchen. (Ich persönlich würde mir solch ein Tausendzweihundert-Seiten-Monstrum direkt kaufen, auch wenn es vielleicht nicht mehr modern ist, solche Allgemein-Geschichten zu schreiben.) Darum geht es aber bei der C. H. Beck Wissen-Reihe gar nicht. Dort geht es darum, möglichst kompakt auch fachfremden Leser:innen einen ersten Eindruck verschiedener natur- oder kulturwissenschaftlicher Themen zu präsentieren. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut.

Ohne nun aber weiter um den heißen Brei zu reden, möchte ich hier vor allem festhalten, dass mir die Lektüre des von Melanie Kurz und Thilo Schwer verfassten Bandes zur Geschichte des Designs ein kurzweiliges und ausgesprochen informatives Vergnügen bereitet hat. Hier finden sich in klarer und angenehm lesbarer Sprache die wichtigsten Stationen der Designgeschichte seit der Industrialisierung wieder, garniert mit spannenden aber zurückhaltenden Deutungen sowie Einschätzungen der Bedeutung und Tragweite verschiedener Protagonist:innen, Ereignisse und Objekte. So wird beispielsweise eindrücklich darauf hingewiesen, wie Anspruch und Realität bei Arts and Crafts aber auch am Bauhaus teilweise weit auseinanderklafften. Gerade in Bezug auf das Bauhaus wird die Bedeutung der einzelnen Direktoren (auch in Bezug auf die spätere Deutung desselben) recht anschaulich. Lediglich das Neue Frankfurt und die Frankfurter Küche waren mir etwas überrepräsentiert. Ich persönlich finde das einfach nicht so spannend. Stattdessen hätte ich gerne etwas mehr über internationalere Bewegungen und Akteure gehört, zu denken sei hier zum Beispiel an japanische Designer:innen oder Olivetti. Aber man kann ja auch nicht alles haben, dafür gibt es nämlich auf 120 Seiten schon recht viel zu lesen und zu sehen.